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Die Lithiumbranche kommt in Bewegung

Mit einem Paukenschlag beendete Rio Tinto zu Beginn dieser Woche die Frage, ob der Lithiumpreis und die Kurse der Lithiumminen und -entwickler endlich ihren Boden gefunden haben.

Minengigant Rio Tinto übernimmt für stattliche 6,7 Milliarden US-Dollar Arcadium Lithium. Der gebotene Übernahmepreis stellt eine Prämie von annähernd 90% im Vergleich zum Schlusskurs vom 3. Oktober dar. An der Börse hat die Nachricht nicht nur den Kurs von Arcadium Lithium explodieren lassen. Auch die Notierungen anderer Entwickler von Lithiumprojekten zogen umgehend an. Bemerkenswert ist dabei, dass die Kursgewinne nicht nur einmalige Preisspitzen darstellen, sondern an den Folgetagen weiter fortgesetzt wurden. So verbesserten sich die Aktien von Kali Metals Limited (ASX: KM1, FRA: 6OB) in der Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag im australischen Handel um weitere 15,63%, während die Papiere von Atlantic Lithium Limited (ASX: A11, FRA: BSG0) um 4,62% zulegen konnten.

Der Vorstand von Rio Tinto erklärte, dass die Übernahme zum richtigen Zeitpunkt erfolge und durch die gesunkenen Lithiumpreise begünstigt werde. Wird diese Erklärung mit dem Aufschlag von 90% gegenüber dem letzten Schlusskurs, den Rio Tinto zu zahlen bereit ist, verbunden, wird klar, dass der Bergbauriese an dieser Stelle ein deutliches Signal an den gesamten Markt sendet.

Gefunkt wird dabei gleich auf mehreren Frequenzen. Zum einen vermittelt Rio Tinto die klare Botschaft, dass das Lithium alles andere als ein toter Rohstoff ist. Wäre es anders, würde sich Rio Tinto nicht um einen Ausbau seines Lithiumgeschäfts bemühen, sondern eher versuchen, vorhandene Lithiumminen und -projekte abzustoßen. Die Botschaft, die auch alle Nicht-Arcadium-Lithium-Aktionäre deutlich hören sollten ist damit die, dass das Lithium von Rio Tinto auch weiterhin als ausgesprochen interessant und zukunftsträchtig eingestuft wird.

Kann sich Rio Tinto täuschen? Selbstverständlich! Das Management des Minengiganten verfügt zwar über eine große Erfahrung und selbstverständlich auch über ein Team von Spezialisten, die vor der Übernahme bei Arcadium Lithium nahezu jeden Stein umgedreht haben, aber eine Gewähr für einen sicheren Erfolg ist das natürlich nicht. Ein Restrisiko verbleibt somit auch für Rio Tinto.

Dieses scheint das Unternehmen allerdings als vergleichsweise klein anzusehen. Wäre es anders hätte man gewiss nicht so tief in die Tasche gegriffen und einen Aufschlag von 90% auf den letzten Kurs geboten. Ein Angebot mit lediglich 40% oder 50% hätte es möglicherweise auch getan. Dass Rio Tinto dennoch bereit ist, 5,85 US-Dollar für eine Arcadium-Lithium-Aktie zu bezahlen, ist damit eine weitere Botschaft, die es unbedingt zu beachten gilt.

Diese Botschaft hat selbst wiederum mehrere Facetten. Anzunehmen ist, dass die Absicht zur Übernahme nicht kurzfristig entstanden ist, sondern über einen längeren Zeitraum gereift ist. Je nach dem, wie lange der Übernahmegedanke schon gehegt wurde, hat sich Rio Tinto mit dem Preis von Arcadium Lithium somit schon zu einer Zeit beschäftigt, in der der Kurs ein ganz anderer war bzw. die Aktie noch gar nicht an der Börse notierte.

Zu scheitern, ist für Rio Tinto offenbar keine Option

Nun will Rio Tinto einen Preis bezahlen, der nahe den ersten Kursen vom Beginn des Jahres liegt. Nur ganz wenige aktuelle Aktionäre werden bei diesem Geschäft somit einen Verlust erleiden. Für die benötigte Zustimmung der Aktionäre zu diesem Deal ist dieser Aspekt gewiss förderlich.

Er zeigt damit auch, dass es Rio Tinto nicht nur darauf ankommt, eine Übernahme im Lithiumsektor zu machen, sondern diese Übernahme soll auch auch jeden Fall gelingen. Querschüsse durch nicht zustimmende Aktionäre, eine langwierige Übernahmeschlacht oder andere Gründe, welche die Übernahme scheitern lassen könnten, will Rio Tinto offensichtlich unter allen Umständen vermeiden und am Geld scheitern, soll der Deal auch nicht.

Doch wie ist der Hinweis zu verstehen, dass die niedrigen Lithiumpreise die Übernahme begünstigt hätten, wenn dennoch ein Preis bezahlt wird, der dem Aktienkurs vom Beginn des Jahres recht nahe kommt? Hier könnte die Antwort die sein, dass Rio Tinto der Ansicht ist, dass die Talsohle erreicht und durchschnitten ist. Tiefere oder sehr viel tiefere Preise erwartet der Rohstoffgigant damit nicht mehr und sieht deshalb die Zeit zum Handeln gekommen.

Rio Tinto zwingt auch die anderen Marktteilnehmer zum Handeln

Rio Tintos Botschaft an die Anleger wäre somit die, dass nun schnelles Handeln gefragt ist und diese Botschaft ist am Markt offenbar angekommen, denn seitdem die Übernahmeofferte publik wurde, zieht nicht nur der Kurs von Arcadium Lithium deutlich an. Auch viele andere Lithiumproduzenten und Entwickler von Lithiumprojekten sehen sich plötzlich einer deutlich stärkeren Nachfrage nach ihren Aktien gegenüber.

Hält sie über einen längeren Zeitraum an und macht damit deutlich, dass es sich nicht nur um ein kurzes Strohfeuer handelt, dürften sich all jene stark ärgern, die sich in diesen Tagen mit überschaubaren Gewinnen oder kleineren Verlusten erleichtert aus den Lithiumaktien verabschiedet haben, die nach dem letzten Boom noch in ihren Depots verblieben waren.

Alle anderen, die die Kraft und die Geduld haben, die nächste angebotsgetriebene Nachfragewelle im Lithiumsektor gelassen abzuwarten, werden sich so schnell nicht von ihren Aktien trennen und damit als stille, nicht verkaufende Teilhaber ihren Teil dazu beitragen, dass im Lithiumsektor die nächste größere Hausse starten kann.

Die Suche nach der nächsten Arcadium Lithium hat begonnen

Mit dem steilen Kursanstieg dieser Woche dürfte die Messe bei Arcadium Lithium größtenteils gelesen sein. Das Interesse der Anleger wie auch der Wettbewerber von Rio Tinto dürfte sich deshalb auf andere Minenentwickler konzentrieren. Für Atlantic Lithium spricht, dass die Bergbaugenehmigung seit dieser Woche vorliegt und die Ewoyaa-Mine selbst bei den stark gesunkenen heutigen Preisen immer noch sehr profitabel arbeiten wird.

Bei Kali Metals wird es wohl noch etwas länger dauern, ehe sich der Beginn einer Lithiumproduktion am Horizont abzeichnen wird. Dafür ist hier mit SQM bereits die Nummer zwei der Branche als Joint-Venture-Partner mit im Boot und dieser Partner hat erst kürzlich seine Zustimmung dazu erteilt, sein Engagement in Westaustralien zu erweitern und mehr Energie für die gemeinsame Entwicklung des DOMs-Hill-Projekt aufzuwenden.

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