Gibt es einen Mexiko-Malus beim Silber?
Anfang August verloren insbesondere die Silberproduzenten mit Produktionsstätten in Mexiko besonders stark an Wert. Sie dürften als Grenzkostenminen vom nächsten Aufschwung jedoch auch wieder stärker profitieren.
Die letzten Tage waren für Edelmetallinvestoren alles andere als leicht, denn sowohl die Preise von Gold und Silber selbst wie auch die Kurse der Aktien der Produzenten und der Minenentwickler neigten zur Schwäche. Dabei traf es das Silber wie so oft in diesem Bereich deutlich stärker als das Gold.
Während Gold in den letzten sieben Tagen zunächst stark anstieg und dann deutlich zurückfiel, erlebte das Silber zunächst einen schwächeren Anstieg und anschließend einen stärkeren Rückfall. Unter dem Strich bedeutete dies für das Gold einen Kursrückgang um 0,43% während das Silber zeitgleich 1,10% seines Werts verlor.
Unternehmen mit Bergbaubetrieben in Mexiko wurden besonders stark abgestraft
Nochmals deutlich stärker unter die Räder als das Silber selbst kamen jene primären Silberproduzenten, deren Bergbaubetriebe vor allem in Mexiko angesiedelt sind. Die Aktie von Endeavour Silver verlor beispielsweise innerhalb von nur fünf Tagen ein Drittel ihres Werts.
Sucht man nach den Gründen für diese harte Kursreaktion, kommen recht schnell die hohen Produktionskosten in Mexiko und die in der Vergangenheit eher unfreundliche Haltung der mexikanischen Regierung gegenüber dem im Land tätigen Bergbauunternehmen zum Vorschein. So liegen beispielsweise die Produktionskosten der La-Encantada-Mine von First Majestic Silver im Bereich zwischen 26,17 und 27,18 US-Dollar je Unze.
Diesem Niveau kam der Silberpreis in den vergangenen Tagen wieder sehr nahe und auch schon im letzten Jahr war die Situation bei First Majestic Silver so, dass es Zeiträume gab, in denen die La-Encantada-Mine unprofitabel war. Die starken Kursverluste der Silberproduzenten mit Minen in Mexiko können daher nicht überraschen.
AYA Gold & Silver mit beeindruckender relativer Stärke
Zur gleichen Zeit zeigten sich Produzenten wie AYA Gold & Silver weitaus weniger empfindlich. Zwar gaben auch ihre Aktienkurse mit dem fallenden Silberpreis nach, doch dies längst nicht so stark wie die Kurse von Endeavour Silver oder First Majestic Silver. Sie zeigten damit gerade während des Abverkaufs vom Montag eine deutliche relative Stärke.
In den USA, wo der Fokus ohnehin stärker auf dem Silber liegt als in Europa, gehen einzelne Marktanalysten deshalb sogar so weit, dass sie ihren Kunden empfehlen, Produzenten mit Minen und Projekten in Mexiko zu meiden und stattdessen auf Unternehmen zu setzen, deren Produktionsstätten wie die von AYA Gold & Silver oder Metallic Minerals in Marokko oder in Kanada beheimatet sind.
Dieser Schritt ist gerade für Investoren, die in ihren Depots nur eine geringe Volatilität wünschen, in der Tat eine überlegenswerte Alternative. In Zeiten, in denen der Silberpreis und die Kurse der Minen unter Druck stehen, sind bei einem solchen Vorgehen geringere Abgaben zu erwarten. Auf der anderen Seite darf allerdings gerade von den Unternehmen mit Grenzkostenminen wie der La-Encantada-Mine ein stärkerer Kursanstieg erwartet werden, sobald es mit dem Silberpreis wieder aufwärts geht.
Die Psychologie des Anlegers ist entscheidend
Die Frage, ob Mexiko bei den Silberminen und den Entwicklern von Silberprojekten eher aus dem Depot herausgehalten werden soll oder nicht, ist vor allem eine psychologische und damit höchst individuelle Frage. Investoren, denen das scharfe Auf und Ab der Kurse eher ein Graus ist, schlafen mit einem Produzenten wie AYA Gold & Silber gewiss besser in der Nacht als mit einer Endeavour Silver im Depot.
Wer als Investor jedoch an einen starken Anstieg des Silberpreises aufgrund der hohen Nachfrage und dem anhaltenden Defizit glaubt und gleichzeitig keine Schwierigkeiten hat, auch stärkere Kursschwankungen auszuhalten, für den sind auch Silberaktien mit starkem Mexikobezug wie beispielsweise First Majestic Silver, Endeavour Silver aber auch Defiance Silver attraktive Möglichkeiten, um diese Karte zu spielen.
Bei Defiance Silver kommt noch hinzu, dass die angestrebte Produktion noch ein ganzes Stück entfernt ist. Deshalb spielt der aktuelle Silberpreis natürlich auch für Defiance Silver eine Rolle, allerdings ist diese bei weitem nicht so groß wie bei den Silberproduzenten. Jeder Anleger sollte sich deshalb ein Depot zusammenstellen, das aus Aktien besteht, die sehr gut zum eigenen Risikoprofil passen. Je nach dem, wie risikofreudig oder risikoavers dieses ist, können dann auch Silberaktien mit oder ohne Mexiko-Bezug enthalten sein.