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Wer die wichtigste Energiequelle kontrolliert, kontrolliert die Welt

Die Kontrolle über den wichtigsten Energieträger der Zukunft könnte langfristig auch die Frage entscheiden, welche Länder als führende Supermächte die Welt kontrollieren.

der um 211 vor Christus eingeführte römische Dinar kann als ein universelles Symbol für die wirtschaftliche, politische und militärische Macht Roms gelten. Er war bis zum Untergang des römischen Reiches die führende Währung der damaligen Welt. Die Benutzung einer solchen Leitwährung durch andere Staaten bzw. Völker beginnt in dem Augenblick, in dem der die Leitwährung ausgebende Staat vor allem die Energiewirtschaft unter seine Kontrolle bringt.

Im alten Rom war das Holz der entscheidende Energierohstoff. Die Römer nutzten Eichen, Kiefern, Buchen, aber auch Olivenbäume und Zedernholz sehr ausgiebig zur Herstellung von Metallen und Glas, was dazu führte, dass einige waldreiche Gebiete rund um das Mittelmeer in einem erheblichen Maß abgeholzt wurden.

Das Holz verlor seine Bedeutung erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als es Abraham Darby 1709 gelang, aus Kohle Koks herzustellen und diesen zur Verhüttung von Eisen einzusetzen. Im Vergleich zum Holz hatte die Kohle wesentliche Vorteile: Ihre Heizleistung war nicht nur höher, sondern auch konstanter und sie ermöglichte es den Menschen, größere industrielle Betriebe zu errichten.

Wechselt der Energieträger, wechselt auch oft die führende Weltmacht

Der Besitz der Kohle, gefolgt vom Aufbau einer starken Industrie und Marine ermöglichte es Großbritannien, im 19. Jahrhundert zur führenden Weltmacht aufzusteigen. Internationaler Ausdruck dieser Macht war der fraglose Einsatz des Pfund Sterling als weltweit dominierende Reservewährung in aller Welt.

Die Kohle verlor im 20. Jahrhundert bekanntlich ihre Vorrangstellung an das Öl und dieses kam bis zur Erschließung der großen arabischen Ölquellen ab der Mitte des Jahrhunderts zunächst hauptsächlich aus den USA. Öl hatte eine nochmals höhere Energiedichte, war leichter zu transportieren als Kohle und konnte als Antrieb für die neuen Automobile genutzt werden.

Bis zum Beginn der 1950er Jahre war das Erdöl zur weltweit führenden Energiequelle aufgestiegen. Zeitgleich stiegen auch die USA zur führenden Weltmacht auf und der US-Dollar löste das Pfund Sterling als Weltreservewährung ab. Aktuell deutet sich erneut an, dass die führende Weltmacht in Zukunft eine andere sein könnte. Auch die Stellung des Öls ist nicht mehr die gleiche wie in den 1950er oder 1970er Jahren.

Tritt ein anderer Rohstoff schon bald in die Fußstapfen des Öls?

Zwar läuft im Straßenverkehr auch heute ohne das Öl nicht allzu viel und viele industrielle Prozesse sind auf das Erdöl entweder als Energieträger oder als Ausgangsprodukt für weitere Produkte zwingend angewiesen, doch andere Energiequellen drängen zunehmend in den Vordergrund.

Die Energiewende beispielsweise ist bestrebt, die fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle zurückzudrängen. Strom tritt zumeist an ihre Stelle und er kann auf ganz verschiedene Art und Weise gewonnen werden. Neue, vom Öl vollkommen unabhängige Energiequellen wie die Kernenergie treten dadurch stärker in den Vordergrund.

Ob das Öl seine führende Stellung langfristig an eine andere Energiequelle abgeben wird, bleibt abzuwarten. Selbst wenn das Öl nicht ersetzt werden sollte, könnte sich dennoch hinsichtlich der Weltreservewährung eine Veränderung vollziehen, denn wichtige Ölproduzenten wie Saudi-Arabien wenden sich derzeit stärker den BRICS-Staaten zu als dem Westen. Gleichzeitig versuchen die BRICS-Staaten – allen voran China – ihre eigenen Währungen stärker in den Vordergrund zu schieben.

Machen die BRICS-Staaten den USA die Position als führende Supermacht über den Rohstoffzugang streitig?

Wie die Entwicklung weitergehen und schließlich enden wird, bleibt abzuwarten. Noch sind verschiedene Alternativen denkbar und möglich. Deutlich zeichnet sich jedoch schon jetzt am Horizont ab, dass die Frage, welche Rohstoffe eine Technologie sei es zum Antrieb oder zur Produktion der Energieerzeuger benötigt, eine ganz entscheidende sein wird.

Dabei sollten wir nicht allein an die Energierohstoffe denken. Sie waren in der Vergangenheit stets der entscheidende Engpass. Doch die damaligen Techniken waren vergleichsweise einfach. Man nahm Koks und Erz und machte daraus Stahl. Doch anders als die historischen Windmühlen, benötigen die modernen Windräder nicht nur ausreichend Wind, sondern auch die magnetischen Seltenen Erden. Stellen sie den entscheidenden Engpass dar, kann auch an den windreichsten Standorten kein neues Windrad mehr errichtet werden.

Nicht vergessen sollten die Investoren auch das Silber. Es wird in sehr vielen modernen Anwendungen benötigt. Bei der Photovoltaik ist seine Bedeutung offensichtlich, bei anderen Anwendungen ist die elementare Bedeutung von Silber noch nicht so leicht zu erkennen. Das wird sich spätestens in dem Augenblick ändern, in dem der Welt plötzlich klar wird, dass sie gar nicht über Möglichkeiten verfügt, schnell so viel Silber zu produzieren, wie sie eigentlich produzieren will.

Die Frage, welches Land als führende Nation aus dem politischen und wirtschaftlichen Ringen des 21. Jahrhunderts als Führungsmacht hervorgehen wird, könnte damit nicht nur über die Energieverfügbarkeit entschieden werden, sondern über eine ganze Reihe von Rohstoffen, die, so verschieden sie im einzelnen auch sind, alle eint, dass sie für bestimmte Anwendungen einfach unverzichtbar sind. Das ist eine Gefahr und Chance zugleich.

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