Unterliegen Sie auch der Kontrollillusion?
Dieser Glaube erweist sich oftmals als Trugschluss. Das gilt insbesondere für die Anleger, denn als Investor habe ich nur dann Einfluss auf die Kurse, wenn ich selber kaufe oder verkaufe oder andere aktiv dazu verleite, genau dieses zu tun. In allen anderen Fällen und das sind mit Abstand die meisten, können wir außer zuschauen und abwarten nicht viel tun.
Deshalb sollte sich niemand einreden, er könnte mit seinem Zuschauen auch nur irgendeine Kleinigkeit am Gang der Dinge verändern. Das ist eine sehr ernüchternde Erkenntnis, aber für uns Anleger auch eine sehr wichtige, denn sie richtet unseren Fokus früher oder später auf das, was wir wirklich an der Börse im Griff haben und mit unseren Entscheidungen beeinflussen können.
Zugegeben, es ist nicht viel. Aber wer diese wenigen Aspekte kennt und sie bei seinen Anlageentscheidungen beherzigt, kommt definitiv weiter. Lernen Sie deshalb als Anleger möglichst früh, auf genau diesen Tasten ihr Klavier zu spielen, denn alle anderen Tasten verursachen keinen Anschlag und bleiben damit stumm.
An der Börse sind unsere Macht und unsere Einflussfaktoren sehr begrenzt
Beeinflussen können wir selbstverständlich die Kurse, zu denen wir kaufen oder verkaufen. Hier liegt einer der wichtigsten Hebel, die ein Anleger betätigen kann. Wer beispielsweise bestens kauft oder verkauft, überlässt es dem Markt zu entscheiden, zu welchem Preis die Order ausgeführt wird.
Während jene Anleger, die nur mit limitierten Ordern arbeiten, festlegen, welchen Kaufpreis sie höchstens zu zahlen bereit sind bzw. welchen Mindestpreis sie im Verkauf erzielen wollen. Als Lohn für diese Disziplin erhalten die Anleger die Gewissheit, auch in sehr hektischen Börsenphasen nicht vom Markt überrannt zu werden.
Die zweite große Komponente, über die ein jeder Anleger frei bestimmen kann, ist die des Risikos, das bei einer Anlage eingegangen werden soll. Ein gutes Risikomanagement beginnt dabei schon weit vor dem ersten Kauf. Es beginnt im Grunde schon in dem Moment, in dem festgelegt wird, ob eine eher risikofreudige oder vorsichtige Strategie verfolgt werden soll.
Ist diese Entscheidung gefallen, muss festgelegt werden, wie hoch der Anteil des eigenen Kapitals sein soll, das für diese Strategie eingesetzt werden soll. Es macht halt einen Unterschied ob beim Verfolgen sowohl einer konservativen risikoarmen wie einer risikoreichen Strategie die Aufteilung zwischen beiden Strategien bei 90% zu 10% oder bei 10% zu 90% liegt.
Regelmäßig nachjustieren und Fehler korrigieren
Erst wenn diese Abwägungen gemacht sind und die endgültige Entscheidung getroffen wurde, ist es an der Zeit, sich den einzelnen Anlageklassen bzw. den konkreten Anlagevehikeln wie zum Beispiel einzelnen Fonds, Gold, Silber oder Aktien zuzuwenden. Eigentlich sollten diese Punkte jedem Anleger bestens vertraut und damit kaltester Kaffee sein.
Die Realität ist leider oft eine andere, den viele Finanzentscheidungen werden als klassische Bauchentscheidungen gehandhabt. Das kann leicht dazu führen, dass der übergeordnete Blick auf die Dinge verloren geht. Auch erfahrene Anleger tun deshalb gut daran, immer wieder mal einen Schritt zurückzutreten und ihre jüngsten Aktionen kritisch zu hinterfragen.
Geschieht das oft und regelmäßig, wird die für den Check benötigte Zeit meist kürzer, weil der Anleger im Lauf der Zeit ein besseres Gefühl dafür bekommen hat, worauf es in der aktuellen Marktlage und in seinem ganz persönlichen Fall ganz besonders ankommt. Diese Routine führt zwangsläufig dazu, dass viel schneller erfasst werden kann, was in der gegebenen Situation gerade wichtig ist.
Nehmen Sie sich deshalb von Zeit zu Zeit ruhig die Zeit, eine kritische Bestandsaufnahme zu machen. Überprüfen Sie, was Sie tun und ob es immer noch mit Ihren ursprünglichen Gedanken und mit der gewählten Strategie übereinstimmt und nehmen Sie Korrekturen vor, wenn Sie merken, dass Sie etwas vom geplanten Weg abgekommen sind.