Silberpreis bleibt trügerisch ruhig – Potenzial noch nicht entfaltet

Kein Durchbruch trotz Gold-Rally
Während Gold Mitte April ein neues Rekordhoch bei 3.500 US-Dollar erreicht hat, verharrt der Silberpreis weiterhin deutlich unterhalb der Widerstandszone um 35 US-Dollar. Laut Marktanalyst Florian Grummes konnte Silber nicht einmal das Hoch vom Oktober 2024 bei 34,89 US-Dollar erreichen. Stattdessen bewegt sich der Kurs seit Mitte April in einer engen Seitwärtsrange zwischen etwa 32 und 33 US-Dollar.
Das Gold/Silber-Ratio liegt derzeit knapp unter 100. Damit sei Silber im historischen Vergleich klar unterbewertet und aktuell regelrecht spottbillig, so Grummes. Trotz einer Verdopplung des Preises in den letzten zweieinhalb Jahren seien viele Anleger enttäuscht, da spektakuläre Anstiege wie in den Jahren 1980 oder 2011 bisher ausgeblieben sind. Grummes weist jedoch darauf hin, dass Silber seit dem Corona-Crash 2020 auf Sicht von fünf Jahren besser performt hat als Gold.
Nachfrage treibt strukturelles Defizit
Grummes verweist auf den aktuellen "In Gold We Trust"-Report, der für das Jahr 2025 ein Angebotsdefizit von 117,6 Millionen Unzen prognostiziert. Es wäre bereits das fünfte Defizitjahr in Folge. In Summe ergibt sich zwischen 2021 und 2025 ein strukturelles Defizit von fast 800 Millionen Unzen - das entspricht etwa einer gesamten Jahresproduktion aller Silberminen weltweit.
Die Nachfrage werde weiterhin stark von der Industrie getrieben. Besonders die Photovoltaik-Branche spiele eine zentrale Rolle. Im Jahr 2024 habe der Sektor mit 197,6 Millionen Unzen einen neuen Rekordverbrauch verzeichnet. Zusätzlich sieht Grummes weiteres Zukunftspotenzial in der Entwicklung silberbasierter Festkörperbatterien, etwa durch Samsung. Diese könnten die Energiedichte von Akkus verdoppeln und damit neue industrielle Einsatzfelder für Silber erschließen.

Technische Lage: Konsolidierung mit bullischem Unterton
Charttechnisch betrachtet konsolidiert der Silberpreis derzeit seine starke Erholung nach dem schnellen Absturz Anfang April. Innerhalb weniger Tage fiel der Kurs von 34,58 auf 28,31 US-Dollar, nur um sich anschließend v-förmig auf 33,69 US-Dollar zurückzukämpfen. Seit dem 23. April zeigt sich der Markt in einer engen, unübersichtlichen Seitwärtsphase.
Grummes bezeichnet diese Phase als trickreich, aber weiterhin mit bullischem Grundton. Eine mögliche Unterstützung sieht er bei der steigenden 200-Tage-Linie um 31,30 US-Dollar. Auch das untere Bollinger Band und eine Aufwärtstrendlinie bei rund 31,86 US-Dollar könnten den Kurs stabilisieren. Ein nachhaltiger Ausbruch nach oben setzt seiner Einschätzung nach jedoch eine Stabilisierung des Goldpreises voraus.

Goldmarkt in turbulenter Konsolidierung
Auch der Goldmarkt selbst befindet sich aktuell in einer nervenaufreibenden Konsolidierungsphase. Nach einem Rückgang von 3.435 auf 3.120 US-Dollar kam es zunächst zu einer starken Erholung auf 3.252 US-Dollar, bevor der Kurs am folgenden Tag erneut auf 3.154 US-Dollar zurückfiel. Für Grummes ist dieses Auf und Ab Teil eines erwarteten Konsolidierungsmusters auf hohem Niveau.
Er rechnet damit, dass sich diese volatile Phase noch fortsetzen könnte, bevor Gold wieder einen klaren Aufwärtstrend ausbildet. Solange sich der Goldpreis nicht beruhigt, bleibe auch Silber in seiner Seitwärtsbewegung gefangen.
Geduld bleibt Trumpf
Kurzfristig sieht Grummes das Abwärtsrisiko für Silber als überschaubar an. Mittelfristig bleibe das Potenzial für einen Anstieg in Richtung 50 US-Dollar jedoch voll intakt. Anleger müssten sich allerdings auf weitere Täuschungsmanöver und Kursverwirrungen einstellen. Denn der Silberpreis habe in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass er nichts lieber tue, als Investoren an der Nase herumzuführen.
Dieser Beitrag basiert auf den Analysen von Florian Grummes.
Florian Grummes
Edelmetallexperte und technischer Analyst
www.goldnewsletter.de
Quelle: GOLD.DE