Silber und Indiens Klimaanlagen - Diesen Zusammenhang sollten jeder Rohstoffinvestor kennen
Mehr Solaranlagen aufstellen, um Klimaanlagen betreiben zu können? In Indien wird sich diese Frage in Zukunft vor allem in den ländlichen Regionen immer öfter stellen.
Indien ist ein heißes Land und in heißen Ländern schalten die Menschen, wenn vorhanden, gerne Klimaanlagen ein, um ihre Räume zu kühlen. Die Einschränkung, dass Klimaanlagen überhaupt erst vorhanden sein müssen, um eingeschaltet werden zu können, ist wichtig, denn in Indien besitzen insbesondere auf dem Land gerade einmal fünf Prozent aller Haushalte eine Klimaanlage.
Im internationalen Vergleich ist dies für ein Land mit derart heißem Klima so gut wie nichts und es ist zu erwarten, dass sollte der Wohlstand weiter wachsen, viele Inder ernsthaft über den Kauf einer Klimaanlage nachdenken werden. So naheliegend eine solche Entwicklung ist, so herausfordernd ist sie für Indien zur gleichen Zeit.
Der Schlüssel zum Verständnis dieser Herausforderung liegt in der Energieversorgung. Für ein Land seiner Größe verbraucht Indien immer noch recht wenig Strom. China ist an dieser Stelle bereits deutlich weiter entwickelt und verbraucht auch entsprechend mehr Strom.
Bis 2030 will Indien die Stromerzeugung aus erneuerbarer Energie um 500 Gigawatt steigern
Zu erwarten ist, dass auch Indien den Weg gehen wird, den der große Rivale China in den letzten Jahren gegangen ist und seinen Stromverbrauch in Zukunft deutlich steigern wird. Um den wachsenden Bedarf zu decken, plant Indien den Bau weiterer Kernkraftwerke. Aber auch neue Kohlekraftwerke entstehen und gerade auf dem Land sollen Solarmodule dazu beitragen, die Verfügbarkeit von Strom für immer mehr Menschen zu gewährleisten.
An dieser Stelle kommt das knappe Silber ins Spiel, denn für jedes Gigawatt Solarkapazität werden aufgrund der hervorragenden Leit- und Reflexionseigenschaften von Silber etwa 700.000 Unzen des weißen Edelmetalls benötigt. Für den Zeitraum 2025 bis 2030 hat Indien bereits eine zusätzliche Leistung von 500 Gigawatt zugesagt, die aus erneuerbaren Energiequellen kommen soll.
Geht man davon aus, dass rund die Hälfte dieses zusätzlichen Bedarfs mit Solarmodulen erzeugt werden wird, entsteht allein in Indien ein Silberverbrauch der Extraklasse. In dieser Planung ist allerdings die Entwicklung der Klimaanlagen noch nicht berücksichtigt. Aktuell verfügen nur fünf Prozent aller indischen Haushalte über eine Klimaanlage.
Geht man davon aus, dass dieser Anteil in den kommenden zehn Jahren auf 50 Prozent ansteigen wird, könnte allein die Verzehnfachung des Stromverbrauchs durch die Nutzung von mehr Klimaanlagen den Gesamtstromverbrauch Indiens verdoppeln und eine Erhöhung der Stromnachfrage durch andere Verbrauchsquellen ist in diesen Annahmen noch nicht einmal berücksichtigt.
Steigert Indien seinen Silberbedarf auch in den kommenden Jahren exponentiell?
Derzeit ist Indien als Nettostromimporteur nicht in der Lage, seinen Stromverbrauch vollständig im eigenen Land zu erzeugen. Die Mengen, um die es dabei geht, sind groß, denn weltweit ist Indien nach China und den USA das Land, das den drittgrößten Energieverbrauch aufweist.
Schon jetzt steht die indische Regierung vor großen Herausforderungen will sie die bestehenden Selbstverpflichtung erfüllen, zwischen 2025 und 2030 500 Gigawatt an erneuerbaren Energien in Betrieb zu nehmen. In diese Planungen ist allerdings ein zusätzlicher Stromverbrauch durch den vermehrten Einsatz von Klimaanlagen noch nicht enthalten.
Zu erwarten ist deshalb, dass die indische Regierung von ihren Bürgern dazu gezwungen wird, die Planungen nach oben anzupassen, sobald der flächendeckende Einsatz von Klimaanlagen stark ansteigt. Soll die Hälfte der geplanten Stromerzeugung aus regenerativen Quellen mit Solarmodulen erzeugt werden, muss Indien eine beträchtliche Menge Silber für die Produktion von Solarpaneelen beschaffen, was zu einer neuen Marktdynamik für das Edelmetall führen könnte.
Kommt zu diesem Bedarf noch die zusätzliche Stromnachfrage durch mehr Klimaanlagen hinzu, müsste Indien darüber hinaus weitere robuste Maßnahmen zu Steigerung der Energieeffizienz einführen, um die Auswirkungen des erhöhten Strombedarfs abzumildern.
Wenn nun noch bedacht wird, dass Indien in diesem Jahr sieben Mal mehr Silber eingeführt hat als noch vor einem Jahr, wird schnell deutlich, welcher zusätzliche Druck auf den Silbermarkt entstehen wird, sollte ein Ausbau der Stromerzeugung mittels Photovoltaik die Einfuhr von noch mehr Silber nach Indien erfordern.