Silber bricht aus, Kupfer zieht nach - beginnt jetzt der große Rohstoff-Bullrun?

Silber gibt das Startsignal - mit Verzögerung
Lange wurde darüber spekuliert, nun ist es passiert: Der Silberpreis hat die psychologisch und charttechnisch bedeutsame Marke von 35 US-Dollar durchbrochen -am kürzlich notierte er bei über 37 Dollar pro Unze. Für viele Marktbeobachter ein klarer Weckruf. "Das war der letzte große Widerstand - jetzt ist der Weg frei in Richtung 50 Dollar", erklärt Greg Johnson, CEO des Explorationsunternehmens Metallic Minerals. Der letzte ähnliche Ausbruch fand 2011 statt, als Silber in der Spitze über 50 Dollar stieg - damals folgte ein massiver Hype um Silberaktien. Was auffällt: Silber hinkte in diesem Zyklus dem Goldpreis lange hinterher. Ein bekanntes Muster. In Edelmetallzyklen steigt Gold meist zuerst, Silber folgt mit Verzögerung - aber oft mit stärkerer Dynamik. Laut Johnson sei diese Aufholjagd nun in vollem Gange: "Silber neigt in bullischen Phasen dazu, Gold prozentual zu übertreffen."
Auch externe Analysten schlagen Alarm. Der bekannte Marktstratege Tavi Costa von Crescat Capital sieht im aktuellen Kursmuster eine besonders aussichtsreiche Formation: "Silver is on the verge of a major breakout, in my view, from one of the longest cup-and-handle formations I've ever seen." Ein solches "Cup-and-Handle"-Muster - eine der bekanntesten charttechnischen Fortsetzungsformationen - deutet in der Regel auf einen starken, langanhaltenden Aufwärtsimpuls hin. Und dieser dürfte, wenn es nach Costa geht, nun unmittelbar bevorstehen.

Ein Generationenbruch: Der TSX Venture Index sendet ein starkes Signal
Nicht nur die Metallpreise steigen - auch der Aktienmarkt für Rohstoffexplorer gibt klare Hinweise auf einen beginnenden Aufschwung. Der kanadische TSX Venture Index, Heimat zahlreicher Junior-Mining-Unternehmen, hat vor wenigen Wochen einen 20-jährigen Abwärtstrend gebrochen. "Das ist kein gewöhnliches Chart-Signal", sagt Johnson. "Solche Trendbrüche markieren oft den Beginn langfristiger Aufwärtsbewegungen." Zum Vergleich: Um das Niveau von 2006 zu erreichen - dem letzten großen Explorationsboom - müsste der Index sich heute versechsfachen. Ein Hinweis auf das Ausmaß der Unterbewertung, in dem sich viele Rohstofftitel aktuell befinden.
25 ungetestete Ziele auf La Plata
Ein Beispiel für die neue Dynamik ist Metallic Minerals selbst. Das Unternehmen hat kürzlich hochgradige Gesteinsproben aus seinem La-Plata-Projekt in Colorado gemeldet - darunter bis zu 7,4 % Kupfer und 400 g/t Silber. Die Vorkommen gehören zu einem sogenannten alkalischen Porphyrsystem, einer geologischen Formation, die für langlebige, multimetallische Lagerstätten bekannt ist. Das Besondere: Der bereits bestehende Allard-Block mit 1,2 Milliarden Pfund Kupfer und 18 Millionen Unzen Silber macht bislang nur einen kleinen Teil des Gesamtprojekts aus. Laut Johnson wurden über 25 weitere potenzielle Porphyrziele identifiziert - keiner davon bislang angebohrt. Unterstützt wird Metallic Minerals dabei von Branchenriese Newmont, der sich als strategischer Partner engagiert.
"Wir haben das Potenzial, ein Cluster von Tier-1-ähnlichen Lagerstätten zu entwickeln - ähnlich wie Cadia oder Red Chris, zwei der Flaggschiff-Minen von Newmont", so Johnson. Doch im Gegensatz zu klassischen riesigen Bulk-Tonnage-Projekten sei La Plata eher "Qualität statt Quantität" - überschaubare Größen, aber hohe Gehalte und wirtschaftlich attraktiv mit vergleichsweise geringem Kapitalbedarf.

Cashflow als Ausnahme in der Junior-Welt
in weiteres Alleinstellungsmerkmal: Metallic Minerals generiert bereits Einnahmen - und zwar aus einer Alluvial-Gold-Royalty in Yukon, betrieben von niemand Geringerem als Parker Schnabel, bekannt aus der TV-Serie "Gold Rush". Diese Partnerschaft bringt dem Unternehmen Cashflow - eine Seltenheit unter Junior-Explorern.
"Das hilft uns, unser Explorationsprogramm zu finanzieren, ohne massiv verwässernde Kapitalerhöhungen durchführen zu müssen", erklärt Johnson. Zudem wurde kürzlich ein zweiter Lizenzvertrag für einen weiteren Abschnitt des Projekts unterzeichnet. Damit dürfte der Goldfluss in Zukunft weiter zunehmen.
Kupfer: Der stille Riese unter den Metallen
Neben Silber rückt auch Kupfer immer mehr in den Fokus. Technisch gesehen steht der Preis kurz vor einem Ausbruch über 5 US-Dollar pro Pfund. Doch noch interessanter ist der langfristige Vergleich: "Im Verhältnis zum Goldpreis ist Kupfer derzeit historisch unterbewertet", meint Johnson. Eine Rückkehr zum 50-Jahres-Durchschnitt würde einen Preis über 8 US-Dollar implizieren - ein Szenario, das bei anhaltendem Angebotsengpass und wachsender Nachfrage durch Energiewende und Elektrifizierung keineswegs ausgeschlossen ist.
Eine Branche wie Biotech: Die Übernahmewelle könnte starten
Johnson zieht einen interessanten Vergleich: "Die Rohstoffbranche funktioniert heute wie Biotech. Die großen Konzerne machen kaum eigene Exploration. Sie sind auf erfolgreiche Juniors angewiesen - für Wachstum und zur Erneuerung ihrer Reserven." In einem steigenden Preisumfeld führt das fast zwangsläufig zu Übernahmen und Fusionen. "Unser Geschäftsmodell rechnet sich auch ohne höhere Metallpreise", betont Johnson. Steigende Preise seien daher kein Muss, aber ein Turbo.
Die Kombination aus technischen Ausbrüchen bei Silber und dem Venture Index, spektakulären Bohrerwartungen bei Metallic Minerals und strategischen Partnerschaften mit Playern wie Newmont zeigt: Der Rohstoffsektor erwacht. Die Frage bleibt: Wird 2025 das Jahr, in dem die breite Masse wieder auf Rohstoffe setzt? Oder bleibt dieser Markt erneut ein Spielplatz für Frühinvestoren, die Trends vor der Masse erkennen? Antworten gibt es (noch) keine. Aber wer genau hinsieht, erkennt: Die Zeichen mehren sich. Und womöglich erleben wir gerade die Eröffnungsszene eines neuen, mehrjährigen Bullruns.