Platin vor dem Boom? Diese Entwicklung ist brandgefährlich!

Die Wiederauferstehung eines Edelmetalls
Für Jahre war Platin ein unterdurchschnittlicher Performer. Während Gold, Silber und Kupfer in Investorenportfolios glänzten, blieb Platin blass. Doch plötzlich hat sich das Blatt gewendet: Der Preis für Platin stieg binnen kurzer Zeit um über 30 % - und mit ihm die Aufmerksamkeit der Märkte. Was treibt diesen Aufschwung an?
1 % reicht: Wie Platin knapp werden könnte
Einer der wichtigsten Faktoren ist die Preisdynamik am Edelmetallmarkt selbst. Gold befindet sich in einem massiven Bullenmarkt, was nicht nur von Anlegern begrüßt wird, sondern auch spürbare Konsequenzen für industrielle Anwendungen und Schmuckmärkte nach sich zieht. Laut einem Bericht von Business Insider wird berichtet, dass aufgrund der hohen Goldpreise zunehmend auf ein anderes Edelmetall ausgewichen wird - nicht nur Silber.
Platin, das optisch Gold durchaus Konkurrenz machen kann, ist deutlich günstiger und erlebt eine Renaissance im Schmucksegment. Besonders in China - dem weltweit größten Markt für Goldschmuck - zeigen sich laut der Bank of America Anzeichen für eine Trendumkehr: "Das Interesse an Platinschmuck scheint nach Jahren der Flaute wieder anzuziehen." Die Analysten schätzen, dass bereits ein geringer Wechsel von nur 1 % Marktanteil von Gold zu Platin das Angebotsdefizit des Metalls verdoppeln könnte.

Elektromobilität: Kein Durchbruch, gute Nachrichten für Platin
Traditionell wird Platin vor allem in Katalysatoren für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren eingesetzt. Der globale Trend zur Elektromobilität galt daher lange Zeit als potenzielle Bedrohung für den Platinmarkt - weniger Verbrenner könnten zu einer sinkenden Nachfrage führen.
Inzwischen verdichten sich jedoch die Hinweise, dass der Übergang zum Elektroauto insbesondere in den USA ins Stocken geraten könnte. Einer aktuellen Umfrage des Automobilclubs AAA zufolge ziehen nur noch 16 % der US-Bürger den Kauf eines E-Fahrzeugs in Betracht - der niedrigste Wert seit 2019. Als mögliche Gründe werden hohe Anschaffungskosten, begrenzte Reichweiten, unzureichende Ladeinfrastruktur und abnehmende staatliche Förderung genannt. Zusätzlich könnten niedrige Benzinpreise den Umstieg auf Elektromobilität weniger attraktiv machen.
Sollte sich die Verbreitung von Elektroautos weiter verzögern, könnte die industrielle Nachfrage nach Platin auf absehbare Zeit stabil bleiben. Der Angebotsdruck auf den Markt dürfte sich in diesem Fall nicht verringern - im Gegenteil, er könnte sich sogar verschärfen.
Gefährliche Abhängigkeit: Wenn zwei Länder den Markt beherrschen
Neben der steigenden Nachfrage verschärft sich auch die Lage auf der Angebotsseite. Laut dem World Platinum Investment Council wird der Platinmarkt 2025 bereits im dritten Jahr in Folge ein deutliches Defizit aufweisen - fast eine Million Feinunzen sollen fehlen. Besonders brisant: Über 70 % der globalen Platinförderung stammen aus nur zwei Ländern - Südafrika und Russland. Beide gelten als geopolitisch instabil, was die Versorgungslage besonders anfällig macht. Dabei drohen nicht nur klassische Störungen wie Streiks oder Stromausfälle, sondern auch gezielte Exportstopps und politische Eingriffe.

Rohstoffe als Waffe: China hat es vorgemacht
Dass Rohstoffe längst zu geopolitischen Hebeln geworden sind, zeigt das Beispiel China. In der Vergangenheit wurden dort mehrfach Exportbeschränkungen auf seltene Erden verhängt - teils offen als Reaktion auf politische Spannungen mit den USA. Solche Maßnahmen unterstreichen, dass kritische Rohstoffe zunehmend als Druckmittel genutzt werden, um wirtschaftliche und politische Interessen durchzusetzen.
Die BRICS als strategische Rohstoffmacht
In dieser Gemengelage rücken die BRICS-Staaten als neue Rohstoff-Supermacht in den Fokus. Russland, Südafrika und China - allesamt zentrale Akteure im Platin und Rohstoffsektor - bündeln ihre Kräfte wirtschaftlich wie geopolitisch. Mit China als dominanter Verarbeitungsnation und den Förderländern Südafrika und Russland im Rücken, könnte sich eine Machtkonzentration herausbilden, die die globale Versorgung nicht nur instabil, sondern gezielt steuerbar macht - mit potenziell weitreichenden Folgen für Preisbildung und politische Abhängigkeiten.
Platin aus den Rocky Mountains?
Auch in den USA könnten künftig eigene Platinquellen eine Rolle spielen. Im La Plata Projekt in Colorado hat Metallic Minerals Corp. bei Bohrungen Platin gemeinsam mit Palladium, Gold, Silber und Kupfer nachgewiesen. Laut CEO Greg Johnson deuten die Ergebnisse auf ein platinmetallreiches Porphyrsystem hin - ein geologischer Typ, der bislang in Nordamerika selten nachgewiesen wurde. Solche Systeme gelten als extrem wertvoll, da sie mehrere strategisch wichtige Metalle in einem einzigen Lagerstättentyp vereinen und das oft in großen Volumina.
In einem Abschnitt der Bohrung LAP22-04 wurden über 11 Gramm Platin, Palladium und Gold pro Tonne sowie 47 g/t Silber und über 5 % Kupfer dokumentiert. Eine aktualisierte Ressourcenschätzung, die diese Edelmetalle erstmals vollständig berücksichtigt, soll folgen.
Die USGS hat das Gebiet bereits als Region mit "kritischen Mineralien" eingestuft. Sollte sich das Potenzial bestätigen, könnte La Plata ein kleiner, aber strategisch bedeutender Beitrag zur Unabhängigkeit westlicher Rohstoffversorgung werden.

Ein möglicher Beginn eines strategischen Wendepunkts?
Was sich derzeit am Platinmarkt abzeichnet, könnte der Auftakt zu einer weitreichenderen Entwicklung sein. Ein Edelmetall mit solidem Fundament - sowohl industriell als auch im Schmuck- und Investmentbereich - trifft auf ein fragiles, chronisch unterversorgtes Angebotsumfeld. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte Platin vom lange vernachlässigten Nischenmetall zur strategischen Schlüsselressource avancieren.
Dabei darf nicht übersehen werden, dass auch Platin - ähnlich wie viele andere kritische Rohstoffe - nicht unter der Kontrolle westlicher Staaten steht. Die Förderländer Südafrika und Russland dominieren die globale Produktion, während China als industrieller Verarbeiter zunehmend die Nachfrageseite beeinflusst. Damit reiht sich Platin in jene Rohstoffkategorie ein, bei der geopolitische Machtverhältnisse und Abhängigkeiten eine immer zentralere Rolle spielen.