Jamie Dimon warnt vor Inflation und fürchtet eine Zeit der Stagflation
Gerade die Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen sind von der weltweit weiterhin recht hohen Inflation betroffen.
Am schlimmsten sind jedoch seine Sorgen wegen der Stagflation. Dieser Kunstbegriff aus Stagnation und Inflation wurde in den 1970er Jahren geprägt und er meint die damals bestimmende Lage aus einem schwachen realen Wirtschaftswachstum in Verbindung mit einer hohen Inflation. Die Folge waren steigende Preise, während der Lebensstandard gleich blieb oder sogar sank.
Da der Verbraucherpreisindex in den USA in den letzten Monaten stagniert hat, gab das US-Handelsministerium kürzlich für das erste Quartal 2024 ein reales BIP-Wachstum von nur noch 1,6% auf Jahresbasis bekannt. Dies stellte einen starken Rückgang gegenüber den 3,4% des vierten Quartals 2023 dar und wirkt durchaus wie der Beginn einer Zeit der Stagflation.
Die Banken und der Finanzmarkt nehmen die Gefahr einer Stagflation sehr ernst
„Ich befürchte, dass es mehr nach den 1970er Jahren aussieht, als wir bisher gesehen haben", mahnte Jamie Dimon deshalb kürzlich auf einer Veranstaltung. Er ist nicht einzige, der sich über dieses Szenario Sorgen macht. Im März schrieben Analysten der Bank of America in einem Vermerk, dass die US-Wirtschaft „von Goldlöckchen zur Stagflation überzugehen scheint“. Gemeint war damit ein reales BIP-Wachstum von unter zwei Prozent in Verbindung mit einer Inflationsrat von drei bis vier Prozent.
Der Finanzmarkt scheint inzwischen eine Stagflation einzupreisen, denn innerhalb der meisten Indizes steigen nur noch einige wenige Aktien. Sie verdienen hervorragend und das nicht zuletzt deshalb, weil sie die Inflationsjahre 2022 und 2023 dazu genutzt haben, ihre Preise deutlich zu erhöhen. Mit den Preisen stiegen auch die Margen dieser Unternehmen und insofern sind auch ihre hohen Börsenkurse durchaus berechtigt.
Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es der Masse der Unternehmen und auch der Masse der Verbraucher nicht so gut geht. Sie schwimmen nicht im Geld, sondern kämpfen wie die stark gestiegenen Konkurse zeigen vielfach um ihr nacktes Überleben. Jamie Dimons Warnung ist deshalb durchaus angemessen.
Sind Gold und Silber die Lösung?
Wie sollte man als Anleger nun auf diese Problemlage reagieren? Eine Lösung könnte darin bestehen, die schon sehr hoch gelaufenen Technologieaktien weiter zu kaufen in der Hoffnung, dass hier die Margen auch weiterhin hoch sein werden und auch der Zuspruch der Anleger nicht nennenswert nachlassen wird. Allerdings würde dies bedeuten, dass man sich in einem Sektor am Aktienmarkt engagiert, der bereits eine beträchtliche Fallhöhe erreicht hat.
Eine andere Lösung wählte der Markt in den 1970er Jahren. Damals setzten die Anleger konsequent auf die Rohstoffe und die Edelmetalle. Beide waren ein wunderbarer Hedge gegen die Gefahren, die von der hohen Inflation ausgingen. Basismetalle und auch das Öl wurden aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage zwar weniger nachgefragt, als vor der Krise. Dafür stieg allerdings ihr Preis mit der Inflation und das war für die Investoren damals eines der wichtigsten Motive, um bei Öl und Gas und bei den Aktien ihrer Produzenten zuzugreifen. Als Folge dieser Entwicklung war der S&P500 Index zu Beginn der 1980er Jahre wesentlich rohstofflastiger als er es heute ist.
Noch besser als die Rohstoffe allgemein entwickelten sich jedoch die Edelmetalle, allen voran das Gold und das Silber. Mit ihnen und mit den Aktien ihrer Produzenten, glichen die Anleger nicht nur die negativen Auswirkungen der Inflation vollständig aus, sondern machten auch einen guten Schnitt, denn die Gold- und Silberminen reagierten auf die gestiegenen Edelmetallpreise mit einem Hebel und stiegen überproportional stark an.
Eine solche Entwicklung könnte auch nun wieder anstehen, wenn Jamie Dimon mit seiner Einschätzung recht haben sollte, dass das Thema Stagflation für die nächsten Jahre zu einem sehr entscheidenden werden wird.