Deutschland sitzt auf großen Lithium-Reserven
Bohrturm der Vulcan Energie Ressourcen GmbH / Foto: Vulcan Energie
Lithium ist der Stoff für die Elektromobilität und Energiewende. Das Leichtmetall wird für die Herstellung und den Betrieb von Lithium-Ionen-Akkus benötigt, die moderne Endgeräte wie Smartphones, Laptops oder E-Autos bis hin zu Herzschrittmachern erst möglich machen. Heute sind weltweit Hunderte Millionen Lithium-Ionen-Akkus im Betrieb, und es werden immer mehr. Entsprechend geht die globale Nachfrage nach Lithium durch die Decke.
Zwischen 2017 und 2022 etwa hat sich der Bedarf verdreifacht. Auch in Deutschland werden große Mengen des Rohstoffs verarbeitet. Doch das weiße Gold muss unter hohen Kosten von weit her importiert werden. Herkunftsländer sind vor allem Chile, Argentinien, Australien und Bolivien. Deutschland selbst verfügt bislang über keine eigenen Ressourcen und ist deshalb zu 100 Prozent auf diese Importe angewiesen. Das könnte sich aber schon bald ändern.
Deutschland beherbergt das größte Lithium-Vorkommen in Europa
Schätzungen zufolge beherbergt der Oberrheingraben im Südwesten von Deutschland das größte Lithium-Vorkommen in Europa. Bislang war eine wirtschaftliche und umweltverträgliche Förderung des Rohstoffs allerdings nicht möglich, da diese Reserven in Thermalwasser gelöst in großer Tiefe vorliegen. Doch dank einer neuen Technologie könnten die Lithium-Reserven, die es hierzulande tatsächlich gibt, erschlossen und gefördert werden.
Deutschland könnte unabhängig von Importen werden
So hat etwa die Vulcan Energie Ressourcen GmbH mit Sitz in Karlsruhe ein Geothermie-Verfahren entwickelt, mit der sich aus dem heißen Thermalwasser nicht nur Fernwärme und Strom produzieren lässt, sondern sich eben auch das darin gelöste Lithium gewinnen lassen kann. Wenn es gelingt, dieses Verfahren zu etablieren und die Gewinnung von Lithium auf das von dem Unternehmen anvisierte industrielle Niveau zu heben, könnte Deutschland den Angaben zufolge durchaus unabhängig von Importen werden.
24.000 Tonnen Lithium pro Jahr – genug für eine halbe Million Elektroautos
Darin liegt dann nicht nur ein Gewinn für die regionale und nachhaltige Strom- und Wärmeerzeugung. Nach Angaben von Geschäftsführer Horst Kreuter arbeite man darauf hin, ab Ende des Jahres 2025 mit einer ersten größeren Anlage in den kommerziellen Betrieb einzusteigen. Anvisiert seien mehrere Standorte entlang des Rheins und schließlich eine jährliche Fördermenge von 24.000 Tonnen. Diese Menge würde für mehr als eine halbe Million Elektroautos reichen, hieß es.
Deutschland könnte wichtiger Lithium-Produzent werden
Wie umfangreich die hier genannten Zahlen tatsächlich sind, verdeutlicht die oben eingeblendete Grafik. Demnach betrug die weltweite Minenproduktion von Lithium im vergangenen Jahr rund 130.000 Tonnen. Das wichtigste Förderland war Australien, gefolgt von Chile, China und Argentinien. Sollten sich die Aussagen und Hoffnungen erfüllen, ergäbe sich im Erfolgsfall ein deutscher Anteil von knapp 20 Prozent der globalen Produktion. Eine durchaus beachtliche Perspektive, denn dann würde sich Deutschland quasi aus dem Stand in die größten Lithium-Produzenten der Welt einreihen und sogar China überholen.
Keine Minenproduktion von Lithium in Deutschland
Hierzulande gewonnenes Lithium wäre zudem eine starke Säule für den Auf- und Ausbau einer deutschen Batterieproduktion, die wiederum wichtig für die Automobilindustrie ist, an der in Deutschland eine Menge Arbeitsplätze und ein Großteil des Wohlstandes in diesem Land hängen.
Im Gegensatz zu den großen Produzenten wie etwa Australien oder Chile würde es in Deutschland allerdings keine Minenproduktion geben. Nach Aussage des Unternehmens werden hierzulande „Geothermie-Projekte zur Produktion Erneuerbarer Energie und Gewinnung klimaneutralen Lithiums mithilfe von Tiefengeothermie“ entwickelt. Man strebt demnach eine kostengünstige, umweltschonende und nachhaltige Erschließung heimischer Lithium-Reserven an.