Das Wort Gegenparteirisiko scheint heute kaum noch ein Anleger zu kennen
Geht es an den Börsen zu lange nur aufwärts, verlieren viele Anleger leicht ihr Gespür für die immer noch vorhandenen Gefahren.
Deshalb ist es sinnvoll, sich die wesentlichen Elemente und Triebfedern der Finanzkrise immer wieder vor Augen zu führen und sie mit der aktuellen Zeit und ihren Gegebenheiten zu vergleichen. Tut man dies, wird schnell deutlich, dass eine der Ursachen der Krise darin lag, dass zu viele Kredite ausgegeben worden waren, die von den Kreditnehmern nicht mehr bedient werden konnten.
Zu einer weltumspannenden Krise wurde die Finanzkrise aber erst dadurch, dass nicht nur das Vertrauen in einzelne Kreditnehmer verloren ging, sondern ein massiver allgemeiner Vertrauensschwund einsetzte. Er war der Funken, der ein Feuer entfachte, das von den Notenbanken nur mit größter Mühe wieder gelöscht werden konnte.
Vertrauen ist schwer aufgebaut und leicht verspielt
Als die Banken zu schwanken begannen und sicher geglaubte Hedges und Zertifikate unerwartet ausfielen, weil wie im Fall von Lehman Brothers und Bear Stearns plötzlich die hinter ihnen stehende Gegenpartei ausfiel, dämmerte vielen professionellen Investoren und privaten Anlegern plötzlich, dass sie in einer Welt von Forderung leben, die nur dann werthaltig sind, wenn die Gegenpartei die vereinbarte Leistung auch erbringen kann.
Legendär war damals in Deutschland der Auftritt der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihrem Finanzminister Peer Steinbrück, in dem beide versicherten, dass die Spareinlagen bei deutschen Banken sicher seien, weil der Staat für sie bürge. Das genügte, um die aufgeschreckten Massen zu beruhigen, war aber nur ein billiger Taschenspielertrick, denn nur wenige Zuhörer begriffen den wahren Kern dieser Aussage.
Der Staat, das sind im Zweifelsfall nicht die Anderen, sondern das ist man als leidgeprüfter Steuerzahler am Ende selbst. Man haftet also mit seinem eigenen Geld für die Werthaltigkeit der eigenen Spareinlagen. Beim genauen Nachdenken ein trügerisches Gefühl von Sicherheit, aber es reichte aus, um die Krise nicht zu einem Bankensturm anschwellen zu lassen.
Anlagen ohne Forderungscharakter haben in jeder Krise ihre Vorteile
Anleger, die etwas weiter dachten, suchten damals schon nach Anlageformen, die kein oder nur ein sehr geringes Gegenparteirisiko haben. An vorderster Stelle stehen hier die Edelmetalle, aber auch geschliffene Edelsteine gehören in diese Kategorie, weil hier die Forderung, die mit dieser Anlageform verbunden ist, also die Förderung und Raffinierung von Gold und Silber bzw. das Schleifen der Diamanten bereits erfolgt ist.
Hoch rein und als Münze geprägt oder als Barren gegossen bzw. gestanzt haben Gold und Silber keinen Forderungscharakter mehr, sondern sie sind Werte an und für sich. Zwar kann auch dieser Wert im Lauf der Zeit stark schwanken, doch ausfallen kann er nicht mehr. An dieser Stelle verfügen die Edelmetalle über einen Vorteil, den andere Anlageformen niemals erlangen können, weil sie immer mit dem Risiko einer Gegenpartei verbunden sind.
Der Immobilieneigentümer benötigt einen zahlenden Mieter, die Käufer von Anleihen sind darauf angewiesen, dass die Zinsen bezahlt werden und der Kredit am Ende seiner Laufzeit getilgt wird und als Aktionär wünscht man sich ein Management, das den Erfolg des Unternehmens sicherstellt und Jahr für Jahr eine gute Dividende bezahlt, damit der Kurs steigen kann.
Die Eigentümer von Gold und Silber kennen diese Herausforderung nicht, denn sie besitzen echte Werte, die auch in 4.000 Jahren Kulturgeschichte der Menschheit nicht ein einziges Mal ausgefallen sind. Das ist insbesondere im Fall des Goldes im ersten Augenblick sehr überraschend, denn Gold ist ein Edelmetall, das eigentlich kein Mensch braucht.
Trotzdem will es jeder gerne besitzen und diese „seltsame Konstellation“ besteht nun schon seit über 4.000 Jahren.