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Das chinesische Jahrhundert könnte ausfallen

Viel ist die Rede vom kommenden chinesischen Jahrhundert. Wirtschaftlich und politisch sei das Reich der Mitte auf dem Vormarsch. Tatsächlich war der Boom der letzten Jahrzehnte beeindruckend. Die Volkswirtschaft mit einer gigantischen Armee an Arbeitskräften im Rücken wuchs über viele Jahre zweistellig. Doch der langjährige Boom könnte bald heftigen Gegenwind bekommen. Man könnte auch von einem demografischen Sturm sprechen. Aber das ist längst nicht alles.

Jahrzehnte lang war es der ewig anmutende Vorteil von China: Seine gigantische Armee an Arbeitskräften im besten Alter. Diese „Armee“ wuchs 50 Jahre lang stetig an und erreichte ihren Zenit bereits im Jahr 2010, als nahezu eine Milliarde Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung standen. Zehn Jahre später waren es schon wieder 30 Millionen weniger.

In einer Schätzung der Vereinten Nationen wird der Anteil der arbeitsfähigen Menschen in China bis zum Jahr 2050 auf 773 Millionen schrumpfen. Anders ausgedrückt wird China demnach in den nächsten rund 25 Jahren mehr Arbeitskräfte verlieren, als Brasilien heute Einwohner hat. Nicht nur verliert China diese Arbeitskräfte, es wird sie auch niemand ersetzen. 

Demografischer Kollaps trifft China hart

Damit droht China, was den meisten Industriestaaten droht: Ein demografischer Kollaps. Nur wird es die Volksrepublik voraussichtlich deutlich härter treffen. Doch dieser düstere Befund hat neben der demografischen Entwicklung weitere Gründe. Denn viele Jahre hat man – und tut es noch – wirtschaftlich in manchen Bereichen auf die falschen Pferde gesetzt.

Dies liegt aber nur bedingt an den Ambitionen des dortigen Politbüros. Vielmehr sind es gesellschaftliche Gründe und Zwänge – die natürlich auch durch staatliche Vorgaben getragen werden – die dafür sorgen könnten, dass das vielbeschworene chinesische Jahrhundert ausfallen könnte. Doch hierzu weiter unten gleich mehr. 

China ist kein Einwanderungsland

Der demografische Gegenwind, der auf den langjährigen wirtschaftlichen Boom Chinas trifft, ist global betrachtet kein Einzelfall. Auch Deutschland oder etwa Japan sehen sich vor diesem Problem. Doch nahezu kein anderes Land der Welt weist weniger Zuwanderung auf als China. Seit dem Jahr 1950, ab dem entsprechende Daten erhoben wurden, gab es kein einziges Jahr, in dem China eine positive Nettomigration aufweisen konnte. Kein einziges Mal.

Was wiederum heißt, dass in den vergangenen gut 70 Jahren mindestens so viele Menschen abgewandert wie zugezogen sind. Es heißt aber auch, dass die Abwanderung sehr wahrscheinlich (deutlich) höher lag, da ein konstanter Ausgleich auf jeweils gleichem Niveau kaum denkbar ist.

Nein, China ist definitiv kein Einwanderungsland. Wenn überhaupt, ist es ein Abwanderungsland. Was die Bevölkerung des Landes aber nicht davon abgehalten hat, in der Vergangenheit explosiv zu wachsen. 

Bevölkerung von China 2022 erstmals geschrumpft

Doch ganz offensichtlich hat sich der Wind gedreht und bläst nun in die andere Richtung. Denn ein rasanter Schrumpfprozess zieht sich durch alle Bevölkerungsgruppen Chinas. So ist die Gesamtbevölkerung Chinas im vergangenen Jahr erstmals seit 60 Jahren im Jahresvergleich geschrumpft, und zwar um 850.000 Einwohner (siehe Grafik).

Das letzte Mal als dies geschah war im Jahr 1961, als in Folge der Politik des „Großen Sprungs“ eine Hungernot Millionen Menschen das Leben kostete. Dieser Einbruch in der Bevölkerung war – wenngleich tragisch – allerdings vorübergehend. Heute gehen Experten davon aus, dass der Trend einer schrumpfenden Bevölkerung in China langfristig anhält, zunimmt und unumkehrbar ist. 

Bevölkerung von China 2022 erstmals geschrumpft

China verliert weit mehr als die Hälfte seiner Menschen

Auch die chinesische Politik ist angesichts der Statistiken bereits alarmiert. So sagte Zhai Zhenwu, Präsident der China Population Association, dass die Geburtenrate in China im Jahr 2022 auf den Wert von 1,1 gefallen sei. „Eine Geburtenrate von 1,3 oder weniger ist nicht das was wir wollen können.“ Allgemein wird angenommen, dass eine Geburtenrate von mindestens 2,1 nötig ist, um eine Bevölkerung überhaupt auf demselben Stand zu halten.

So wird nach Schätzungen der Vereinten Nationen die Bevölkerung des Landes bis zum Ende des „chinesischen Jahrhunderts“ von heute rund 1,4 Milliarden auf zwischen 450 und 600 Millionen Menschen sinken. Genauere Zahlen nennt laut Nikkei Asia die Shanghai Academy of Social Sciences und prophezeit, dass die Bevölkerung von China bis zum Ende des Jahrhunderts auf 587 Millionen Menschen sinken könnte, was weit weniger als die Hälfte des heutigen Standes ist. 

Demografische Bombe selbst abgeworfen

Bei all dem ist es bemerkenswert, dass China diese demografische Bombe selbst auf sich abgeworfen hat. Der heutigen geburtenschwachen Zeit gingen zwischen 1981 und 2016 dreieinhalb Jahrzehnte der chinesischen Ein-Kind-Politik voraus – wobei man Jungen den Vorzug gab. „Das Wachstum der Bevölkerung planmäßig zu kontrollieren ist der geplanten Entwicklung der Volkswirtschaft dienlich“, sagte 1978 der damalige chinesische Premier Hua Guofeng.

Das Ergebnis: Heute können zahllose Männer aufgrund des Mangels an Frauen keine Familien gründen. Was mit einem Land und dessen Menschen passiert, wenn die Bevölkerung rasant schrumpft, altert, keine Kinder bekommt und zudem keine Zuwanderung aufweist, ist das eine. Doch was passiert mit einem so großen Land wie China, wenn eines Tages weit mehr als die Hälfte, ja fast zwei Drittel der Bevölkerung einfach nicht mehr da ist? 

70 Prozent des Vermögens stecken in Immobilien

Schon heute gehen die Bilder von chinesischen Geisterstädten um die Welt. Den meisten dieser toten Projekte ging einfach das Geld aus. Was verwunderlich ist, denn die Chinesen haben mehr Geld in Immobilien investiert und bunkern mehr Vermögen in Immobilien als jedes andere Land der Welt.

So werden satte 70 Prozent des Vermögens privater Haushalte in China in Immobilien gehalten. Das ist mehr als doppelt so viel wie der internationale Durchschnitt. Und der Anteil des Anlagekapitals in Wohnimmobilien am chinesischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt nahezu 20 Prozent. In den meisten Industriestaaten beläuft sich diese Kennzahl auf fünf Prozent oder weniger. 

Vernichtung des Volksvermögens – Geisterstädte wohin das Auge blickt

Ein großer Teil des chinesischen Privatvermögens befindet sich also in Immobilien, und das scheint auf den ersten Blick natürlich rühmlich. Doch was passiert mit diesem Vermögen, wenn es keine Käufer mehr dafür gibt? Es geht hier nicht nur um „weniger Käufer“ im Sinne einer normalen Immobilienblase, sondern um die künftige Abwesenheit von möglichweise hunderten Millionen Käufern. Was wird mit diesen Immobilien geschehen? Richtig, sie werden leer stehen. Die Folge: Geisterstädte wohin das Auge blickt.

Eine Immobilie, die keiner will, hat wenig Wert. Immerhin kann man aber noch darin wohnen. Aber eine Immobilie, für die es keine Bewohner gibt, hat keinen Wert. Der gewaltige Anteil des Anlagekapitals in Immobilien am chinesischen BIP ist deshalb eine fehlgeleitete Überinvestition, die in einer beispiellosen Vernichtung des Volksvermögens münden kann. Der daraus resultierende mögliche gesamtwirtschaftliche Schaden für das Reich der Mitte kann kaum überbetont werden.

Nein, das viel beschworene chinesische Jahrhundert ist keine abgemachte Sache. Und wenn doch, könnte ein sehr kurzes Jahrhundert daraus werden. 

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