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Wird Indien der neue Rohstoffstaubsauger?

Auf dem Silbermarkt tritt Indien gerade als massiver Käufer auf. Aber auch Gold und andere Rohstoffe werden weiterhin im großen Stil gekauft.

Als in den ersten Jahren dieses Jahrhunderts die westliche Welt nach dem Platzen der Dotcom-Blase in eine Rezession glitt, wunderten sich viele Analysten und Anleger, dass die Rohstoffpreise nicht deutlich nachgaben, denn eigentlich hätte der Verbrauch infolge der wirtschaftlichen Schwäche zurückgehen müssen. Doch es kam anders. Die Preise gingen nicht zurück, sondern stiegen sogar deutlich an.

Es dauerte einige Zeit, bis den auf den Westen allein fokussierten Analysten und Anlegern aufging, dass mit der Volksrepublik China eine neue Nachfragegröße auf den Weltmärkten aufgetaucht war. Das Reich der Mitte hatte einen großen Nachholbedarf an fast allem und fragte entsprechend große Rohstoffmengen nach.

Diese Position könnte in Zukunft Indien einnehmen, denn wirtschaftlich steht der Subkontinent derzeit an einer Schwelle, die an das China der späten 1990er Jahre erinnert. Im Land wächst eine konsumfreudige Mittelschicht heran und die indischen Unternehmen sind immer mehr in der Lage, Produkte herzustellen, die zuvor stets aus dem Ausland importiert werden mussten.

Modison steht für viele indische Unternehmen und deckt sich gerade mit Silber ein

Die Firma Modison ist eines dieser Unternehmen. Gegründet wurde Modison im Jahr 1975 von G. L. Modi in Mumbai. Zunächst konzentrierte sich das Unternehmen vor allem auf das Raffinieren von Silber. Schnell gewann man an Bedeutung im indischen Edelmetallhandel und Modison hatte bei der Einführung von Silberbarren mit einer 999er Reinheit eine führende Position inne.

Im Lauf der Jahre weitete sich die Angebotspalette. Nur zwei Jahre nach dem Start der Silberraffination kam die Herstellung von elektrischen Kontakten und Kontaktmaterialien für die Schaltgeräteindustrie hinzu. In den frühen 1980er Jahren erkannte das Unternehmen, dass es sein technisches Fachwissen vergrößern musste und startete eine langjährige Kooperation mit der DODUCO KG auf Pforzheim, einem führenden Hersteller von Kontaktmaterialien. 1996 endete die Kooperation.

Modison war anschließend in der Lage, High-Tech-Produkte selbst zu entwickeln und zu liefern und wurde immer unabhängiger von Importen aus dem Ausland. Aktuell folgt das Unternehmen der Vision, in Indien zu einem Komplettanbieter für elektrische Kontakte in der Schaltgeräteindustrie aufzusteigen.

Die Auswirkungen auf den Silbermarkt sind gravierend

Innerhalb Indiens ist Modison einer der großen Silbernachfrager, doch längst nicht der einzige. Für das weiße Edelmetall entwickelte sich der Subkontinent im August zu einem wahren Silberstaubsauger, denn Indien importierte in diesem Monat 45,5 Millionen Unzen Silber. Sie hatten einen Gegenwert von 1,316 Milliarden US-Dollar.

Noch schockierender als die Größe der Zahlen selbst, ist das Verhältnis. Denn 45,5 Millionen Unzen wird den meisten von uns auf Anhieb nicht viel sagen. Doch um diese Menge Silber zu produzieren, müssen alle Bergwerke der Welt, in denen Silber direkt oder als Beiprodukt gefördert wird, 20 Tage arbeiten.

Mit anderen Worten: Für den gesamten Rest der Welt blieben im August lediglich elf Tage Weltproduktion übrig. Sollte Indien auch weiterhin derart hohe Silbermengen nachfragen, würden 65 Prozent der Weltproduktion ab sofort nur noch nach Indien wandern. Der Rest der Welt könnte beim Silber deshalb sehr schnell in die Röhre schauen. Was das für den Silberpreis bedeutet, dürfte sich auch jedem mit der Situation auf dem Silbermarkt nicht so vertrauten Laien sofort erschließen.

Die Inder besitzen auch überproportional viel Gold

Indien kauft allerdings nicht nur in großen Mengen Silber auf. Zusätzlich wurden auch fünf Millionen Unzen Gold gekauft. Hohe Goldkäufe sind für Indien nicht untypisch. Schon in der Vergangenheit wurden gerade auf dem Land immer wieder größere Mengen Gold gekauft.

Das Gold funktionierte dabei mangels Zugang zu einer Bank als eine Art Sparbuch. War der Monsun gut und die Ernte hoch, wurde von den Überschüssen Gold gekauft. Fiel die Ernte schlecht aus, wurde wieder etwas Gold verkauft, um über die Runden zu kommen.

Wie hoch der private Goldbesitz in Indien heute ist, lässt sich daher nur schätzen. Der Anteil der Inder an den Goldbeständen der Welt könnte jedoch im Bereich von bis zu elf Prozent liegen. Sollte diese Annahme zutreffend sein, besitzen die indischen Verbraucher mehr Gold als Deutschland, der Internationale Währungsfonds, die Schweiz und die USA zusammen als offizielle Goldreserven ausweisen.

Für Rohstoffunternehmen sind die Aussichten damit wesentlich besser als es zunächst den Anschein haben mag. Zu den frühen Profiteuren dürften die Minenentwickler und Produzenten aus dem Gold- und Silbersektor wie AYA Gold & Silver, Aguia Resources, Kalamazoo Resources oder Defiance Silver gehören. Mittelfristig sollten auch Kupfer und Vanadium und damit Projektentwickler wie Prospect Resources oder Surefire Resources wieder die ihnen gebührende Aufmerksamkeit finden.

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