Warum steigt das Gold derzeit so stark?
Getrieben wird der Goldpreis derzeit auch durch eine hohe Nachfrage nach Barren und Münzen.
Weil im Westen viele Anleger so dachten und handelten, war es den Notenbanken und anderen interessierten Kreisen lange Zeit relativ einfach möglich, die Papiermärkte für Gold und Silber mit vergleichsweise wenig Geld in die von ihnen gewünschte Richtung zu bewegen.
Dieses Spiel funktioniert heute nicht mehr. Zwar wird an den westlichen Goldbörsen im Vergleich zu den physisch hinterlegten Edelmetallen immer noch extrem viel Papiergold und Papiersilber gehandelt, doch es gibt mit der Goldbörse in Shanghai inzwischen eine Alternative. Wer dort Gold kauft, kauft echtes, physisch hinterlegtes Gold und nicht nur einen Anspruch auf dieses.
Der große chinesische Staubsauger entfacht wieder seine Wirkung
Schon seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass der Goldpreis in Shanghai ungeachtet seiner täglichen Schwankungen höher ist als der in London oder New York gestellte Goldpreis. Solche Preisunterschiede werden durch Arbitragehändler in der Regel sehr schnell ausgeglichen.
Auch jetzt sind derartige Arbitragegeschäfte wieder zu beobachten. Da die Goldkäufe und -verkäufe in Shanghai jedoch mit echtem Gold unterlegt sind, führen diese Arbitragegeschäfte gleichzeitig auch dazu, dass sich die physischen Goldlager im Westen momentan sehr schnell leeren.
Den interessierten Kreisen ist es deshalb heute nicht mehr so leicht möglich wie in der Vergangenheit, den starken Anstieg des Goldpreises durch Gegenmanöver abrupt zu stoppen. Der Treiber für die aktuelle Rallye beim Gold und auch beim Silber ist damit vor allem die starke physische Nachfrage nach Gold aus Asien.
Die chinesische Sicht auf das Gold ist eine ganz andere
Der deutschsprachige Kulturraum tickt an dieser Stelle aufgrund der massiven Inflationsschübe in den 1920er Jahren in Deutschland und Österreich zwar etwas anders, doch in den meisten anderen westlichen Ländern gelten Gold und Silber als Anlageformen, die ihre beste Zeit bereits hinter sich haben.
Mental stehen Schweizer, Österreicher und Deutsche, wenn es um das Gold geht, den Chinesen, Indern und Türken daher viel näher als den Briten, Amerikanern oder Franzosen. Tief verwurzelt ist in diesen durch bittere Inflationserfahrungen geprägten Kulturen das Wissen, dass auf das Papiergeld im Zweifel kein Verlass ist.
Dies führt zu einer stärker ausgeprägten Neigung, Gold und Silber in Form von Barren und Münzen aber auch in Form von Schmuck und Goldkunst zu erwerben. Gekauft wird dabei im Grunde zu allen Zeiten, denn das Gold ist viel mehr ein Wohlstands- als ein Krisenmetall. Da im asiatischen Raum der Wohlstand in den letzten Jahrzehnten stark gewachsen ist, steigt in den asiatischen Ländern auch der Wunsch, Gold und Silber zu besitzen.
Einmal mehr bestätigt sich daher eine Erfahrung, die in 4.000 Jahren Kulturgeschichte der Menschheit immer wieder gemacht wurde: Das Gold folgt dem Wohlstand. Es wandert in die Länder ab, die relativ zu anderen reicher geworden sind.