Silberpreis durchbricht 35 Dollar - Startet jetzt die Rallye bis 50 $?

Silberpreis nimmt charttechnische Schlüsselhürde
Silber hat in den letzten Tagen ein entscheidendes technisches Kaufsignal geliefert: Der Preis der COMEX-Silberfutures durchbrach erstmals seit Jahren die zentrale Widerstandszone zwischen 34 und 35 US-Dollar - begleitet von einem markanten Anstieg des Handelsvolumens. Solch ein Anstieg unter hoher Liquidität gilt in der Charttechnik als besonders starkes Signal institutioneller Nachfrage. Laut Marktanalyst Jesse Colombo war dieser Schritt längst überfällig: "Silber war wie eine gespannte Feder - es brauchte nur einen Funken, um sich zu entladen." Für ihn ist klar: Dies sei kein zufälliger Ausbruch, sondern ein durch fundamentale wie technische Faktoren begünstigter Strukturbruch nach oben.

Ein solcher "Funke" kam jüngst aus China: Die Verschärfung der Exportbeschränkungen auf seltene Erden hat weltweit Lieferengpassängste geschürt und zugleich den Blick auf Industriemetalle wie Silber gelenkt, das essenziell in Bereichen wie Hightech, Photovoltaik und Batterietechnologie ist. Doch auch das globale geopolitische Klima liefert derzeit reichlich Zündstoff: Moody's hat die Kreditwürdigkeit der USA erneut abgestuft, der US-Dollar gerät zunehmend unter Druck, und die politischen Querelen rund um die Trump-Regierung, zuletzt verschärft durch ein öffentliches Zerwürfnis mit Elon Musk, verstärken das Gefühl institutioneller Instabilität. All diese Faktoren verstärken gemeinsam das bullische Bild für Edelmetalle wie Silber.
Bestätigung aus Europa und durch synthetische Indizes
Doch wer den Markt kennt, weiß: Einzelne Preissprünge sind noch kein Beweis für einen nachhaltigen Trend. Deshalb achtet Colombo auf weitere Bestätigungssignale - vor allem auf den Europreis von Silber und den eigens entwickelten Synthetic Silver Price Index (SSPI).
Silber in Euro hat bereits den Widerstand bei 30 € überwunden und nähert sich der Zone 31-32 €. Ein Schlusskurs oberhalb dieses Niveaus könnte als zweites Bestätigungssignal gewertet werden. Der SSPI wiederum - ein gewichteter Durchschnitt aus Gold- und Kupferpreisen - bewegt sich aktuell an der Oberkante seiner Spanne von 2.800-3.000 Punkten. Ein Ausbruch über 3.000 Punkte wäre laut Colombo ein "starkes technisches Alarmsignal für einen breitflächigen Silber-Bullenmarkt".

Tavi Costa von Crescat Capital sieht in der aktuellen Entwicklung ein klares Startsignal für Silber. "Gold macht den ersten Schritt - dann übernimmt Silber", so sein Leitsatz. Mit einem aktuellen Gold-Silber-Ratio von nahezu 100 sei der Markt historisch betrachtet stark aus dem Gleichgewicht geraten. Solch extreme Verhältnisse traten in der Vergangenheit meist nur in Phasen außergewöhnlicher Marktverzerrungen auf - zuletzt während der Covid-Krise im März 2020.
Costa verweist darauf, dass in früheren Zyklen auf eine dynamische Goldrallye häufig eine noch heftigere Silberhausse folgte - getrieben von Nachholeffekten und einem plötzlichen Stimmungsumschwung am Markt. Sollte sich dieses Muster erneut bestätigen, könnte die aktuelle Bewegung bei Silber nicht das Ende, sondern erst der Anfang einer größeren Neubewertung sein. Für viele Marktbeobachter stellt sich daher nicht mehr die Frage ob, sondern wann Silber beginnt, Gold im prozentualen Zugewinnen zu überholen.

Druck auf Lagerbestände nimmt zu
Zwischen 2021 und 2025 droht dem globalen Silbermarkt ein gefährliches Ungleichgewicht. Während die Nachfrage - insbesondere aus der Industrie - ungebremst wächst, hinkt das Angebot deutlich hinterher. Laut aktuellen Daten summiert sich das Angebotsdefizit im genannten Zeitraum auf rund 796 Millionen Unzen. Das entspricht nahezu der weltweiten Jahresproduktion an Silber. Die kumulierte Marktbilanz, inklusive börsengehandelter Produkte, beträgt sogar 837,6 Millionen Unzen.

Recycling als letzte Rettung?
Selbst ein erwarteter Angebotsanstieg um zwei Prozent im Jahr 2025 auf 1.030,6 Millionen Unzen dürfte nicht ausreichen, um die prognostizierte Gesamtnachfrage von 1.148,3 Millionen Unzen zu decken. Die Folge: ein weiteres Defizit von 117,6 Millionen Unzen - das fünfte Jahr in Folge mit einem strukturellen Minus. Laut Silver Institute ist auch mittelfristig keine signifikante Entlastung durch die Minenproduktion zu erwarten, da viele Lagerstätten ihren Zenit bald überschreiten könnten.
Silber auf dem weg zu 50 US-Dollar?
Für Edelmetall-Analyst Florian Grummes steht fest: Sollte der Silberpreis nachhaltig über die Marke von 35 US-Dollar steigen, könnte dies der Startschuss für eine deutlich stärkere Aufwärtsbewegung sein. In einem solchen Szenario hält Grummes Preisziele zwischen 38 und 40 US-Dollar, im Extremfall sogar bis zu 50 US-Dollar für realistisch. Der jüngste Kursrücksetzer sei aus seiner Sicht eher ein reinigendes Gewitter gewesen - mit der Folge, dass überhitzte Spekulationen aus dem Markt gespült wurden.
Sollte Silber nachhaltig über 35 US-Dollar steigen, dürfte das vor allem den Silberminen neuen Auftrieb verleihen. Höhere Preise verbessern nicht nur bestehende Margen, sondern schaffen auch finanziellen Spielraum für neue Projekte und Expansion. Besonders Produzenten mit niedrigen Kosten und fortgeschrittenen Projekten könnten profitieren. Was bislang wirtschaftlich fraglich war, wird plötzlich rentabel – und rückt Rohstoffförderer verstärkt in den Fokus der Investoren.
GoGold Resources: Mexikanischer Aufsteiger mit Perspektive
GoGold Resources könnte sich als einer der großen Gewinner einer anziehenden Silbernachfrage herausstellen. Mit dem sich in Entwicklung befindlichen Projekt Los Ricos South, das nach eigener Prognose des Unternehmens bis zu 8 Millionen Unzen Silberäquivalent jährlich liefern könnte, stellt sich GoGold strategisch stark auf. Bereits jetzt generiert das Unternehmen mit seinem Parral-Projekt rund 1,4 Millionen Unzen pro Jahr, was 2024 einen Umsatz von über 36 Millionen US-Dollar einbrachte. Dank einer schuldenfreien Bilanz und liquiden Mitteln in Höhe von etwa 72 Millionen US-Dollar sieht sich das Management gut gewappnet - insbesondere, da die Genehmigung für Los Ricos laut dem Management auf einem vielversprechenden Weg sei.

Silver Mines Limited: Australiens schlafender Riese?
Auch in Australien könnten neue Impulse für den Silbermarkt entstehen. Silver Mines Limited arbeitet daran, das hochgradige Bowdens-Projekt wieder auf Kurs zu bringen. Nach einem temporären Genehmigungsstopp deutet vieles auf eine baldige Wiederaufnahme hin, auch gestützt durch überarbeitete australische Umweltstandards. Mit über 70 Millionen Unzen Silberreserven und niedrigen Produktionskosten unter 16 US-Dollar je Unze hätte das Projekt das Potenzial, sich zu einem der wichtigsten Silberförderer der westlichen Welt zu entwickeln - vorausgesetzt, der Neustart gelingt.

Silber im Aufwind - doch ist der Höhenflug schon nachhaltig?
Silber könnte jetzt am Anfang eines langfristigen Aufwärtstrends stehen - doch ein wenig Vorsicht ist trotzdem angebracht. Zwar sehen die jüngsten Kursbewegungen beeindruckend aus, aber wie Jesse Colombo warnt, bleibt der Silbermarkt anfällig für starke Beeinflussung durch große Akteure und Banken. Es braucht also mehr als nur einen kurzen Preissprung, um von einem echten Neubeginn zu sprechen.
Ein Blick zurück zeigt: Auch beim Gold dauerte es Jahre, bis der große Ausbruch kam. Silber könnte nun einen ähnlichen Weg einschlagen - oder eben doch wieder unter Druck geraten. Die Geschichte des Edelmetalls war schon immer geprägt von Überraschungen, Rückschlägen und Durchbrüchen. Ob wir nun den Anfang eines neuen Kapitels erleben, ist noch offen - aber die Richtung, in die sich die Geschichte entwickelt, ist spannender denn je.