Politische Eskalation in Mali: Resolute Mining könnte nur der Anfang sein
Politische Instabilität durch die Regierung
Seit 2020 erlebt Mali turbulente politische Zeiten. Nach zwei Militärputschen im August 2020 und Mai 2021 übernahm eine Militärjunta unter Oberst Assimi Goïta die Macht. Die Regierung rechtfertigte die Übernahme mit dem Versprechen, Stabilität in einem Land herzustellen, das seit Jahren unter islamistischen Aufständen und ethnischen Konflikten leidet. Obwohl die Übergangsregierung offiziell die Rückkehr zur Demokratie anstrebt, wurden die für 2024 geplanten Wahlen auf unbestimmte Zeit verschoben.
Strikte gesetzliche Vorgaben im Bergbau
Per Gesetz erhält die Regierung mindestens 10 % an jeder neu gegründeten Bergbaugesellschaft, ohne dass eine Verwässerung dieser Anteile durch Kapitalerhöhungen möglich ist. Zusätzlich behält sich die Regierung das Recht vor, weitere 20 % der Anteile gegen eine Zahlung zu erwerben, was dem Staat umfassenden Einfluss auf gewinnträchtige Projekte sichert. Neben diesen Beteiligungen sind Bergbauunternehmen verpflichtet, 5 % ihrer Aktien an nationale Investoren abzutreten, die ebenfalls vor Verwässerung geschützt sind.
Diese Maßnahmen gewährleisten eine direkte Beteiligung des Staates an den Erträgen und stärken seine Kontrolle über den Sektor. Darüber hinaus gibt es eine Dividendenregelung, die dem Staat eine bevorzugte Position sichert: Bei einem Jahresüberschuss erhält der Staat einen vorrangigen Dividendenanteil von 10 % des bereinigten Nettogewinns. Dieser Anteil kann entweder in bar oder in Form von Naturalien (z. B. Rohstoffen) ausgezahlt werden. Diese Bestimmungen zur staatlichen Kontrolle sind im neuen malischen Bergbaukodex verankert, wie im Gesetz Nr. 2023-040 vom 29. August 2023 festgelegt.
Doch darüber hinaus geht Mali nun einen Schritt weiter, indem es zunehmend direkt finanzielle Forderungen an die Bergbauunternehmen stellt. Diese Forderungen, die oft als überraschend hoch empfunden werden, führen dazu, dass Unternehmen erheblich unter Druck gesetzt werden, große Summen nachzuzahlen.
Resolute Mining unter Druck – Steuerforderungen in Millionenhöhe
Der Höhepunkt der Forderungen zeigte sich in der überraschenden Festnahme des CEO Terry Holohan und zweier weiterer Mitarbeiter in Bamako. Am 14. November 2024 wurde der Handel mit den Aktien von Resolute ausgesetzt. Laut Bloomberg sind Hintergrund der Eskalation Steuerforderungen der malischen Regierung in Höhe von 160 Millionen US-Dollar für die Jahre 2015 bis 2021, die Resolute als überzogen und unbegründet zurückgewiesen hatte. Seit Bekanntwerden dieser Ereignisse ist der Aktienkurs von Resolute Mining um mehr als 30 % gefallen, was die Unsicherheit unter Investoren verstärkt. Die drastischen Maßnahmen der Regierung und die Handelsaussetzung verdeutlichen die erheblichen finanziellen und operativen Risiken, denen internationale Unternehmen in Mali ausgesetzt sind. Diese Eskalation wirft ein Schlaglicht auf das zunehmend schwierige Investitionsklima im Land und die unberechenbaren Risiken für ausländische Investoren.
Resolute Mining ist kein Einzelfall
Resolute Mining ist jedoch nicht das einzige Unternehmen, das in Mali zunehmend mit Schwierigkeiten konfrontiert ist. Auch andere internationale Akteure im Bergbausektor sehen sich laut Reuters verstärkten staatlichen Eingriffen und Verstaatlichungstendenzen ausgesetzt:
• Barrick Gold, Betreiber des Loulo-Gounkoto-Komplexes – einem der größten Goldminenprojekte Malis – steht ebenfalls unter wachsendem Druck durch staatliche Anforderungen. Die malische Regierung fordert 500 Millionen US-Dollar und strebt eine Erhöhung des staatlichen Anteils an Bergbauprojekten auf bis zu 35 % an. Um die Geschäftsbeziehungen zu stabilisieren und den Forderungen entgegenzukommen, befindet sich Barrick in Verhandlungen und hat bereits eine Zahlung von 85 Millionen US-Dollar geleistet.
• B2Gold, das die produktive Fekola-Mine betreibt, sieht sich ebenfalls mit hohen Steuerforderungen konfrontiert. In einer Stellungnahme erklärte das Unternehmen, es habe nach einer Prüfung eine einmalige Steuerzahlung von 30 Millionen US-Dollar geleistet. Trotz dieser Belastung verlief die Auseinandersetzung für B2Gold noch vergleichsweise glimpflich, da das Unternehmen weiterhin 80 % der Anteile an Fekola behält, während die Regierung die restlichen 20 % besitzt.
Diese Entwicklungen verdeutlichen die zunehmende Unsicherheit im malischen Investitionsklima. Die steigenden staatlichen Beteiligungsanforderungen und die drastischen Steuerforderungen zeigen, dass Mali seinen Einfluss auf die heimische Rohstoffindustrie immer aggressiver ausweitet. Internationale Bergbauunternehmen sehen sich einem Umfeld gegenüber, das zwar wirtschaftliche Chancen bietet, jedoch zunehmend durch politische Eingriffe belastet wird. Mali etabliert sich als ambivalenter und schwer kalkulierbarer Standort, der zwar auf seinen Goldreichtum setzt, aber durch unvorhersehbare Maßnahmen die Planbarkeit und Sicherheit für ausländische Investoren erheblich beeinträchtigt. Das Eingreifen der Regierung signalisiert einen wachsenden Nationalismus im Rohstoffsektor, der das Vertrauen internationaler Unternehmen und Kapitalgeber ernsthaft auf die Probe stellt.
Sicherheitslage und geopolitische Spannungen
Ein weiterer zentraler Faktor ist die Sicherheitslage in Mali. Seit dem Abzug der UN-Friedensmission MINUSMA hat Mali begonnen, die Sicherheitsverantwortung selbst zu übernehmen und die Zusammenarbeit mit Russland, insbesondere mit der Wagner-Gruppe, zu intensivieren. Diese neue geopolitische Orientierung erhöht die Unsicherheiten für westliche Unternehmen und beeinflusst die allgemeine Sicherheitslage im Land. Die Präsenz der Wagner-Gruppe, die für ihren aggressiven Ansatz und ihre Aktivität in konfliktbeladenen Gebieten bekannt ist, hat das geopolitische Gleichgewicht in Mali verändert und die Beziehungen zur westlichen Welt weiter belastet. Für Unternehmen im Bergbau bedeutet dies, dass Sicherheitsmaßnahmen verstärkt und kontinuierlich überprüft werden müssen. Diese Maßnahmen sind notwendig, um sowohl die Mitarbeiter und Führungskräfte vor Ort zu schützen als auch die operativen Abläufe und die Produktionssicherheit aufrechtzuerhalten.
Alternativen in anderen Regionen
Angesichts der zunehmenden Risiken in Mali suchen viele Bergbauunternehmen nach stabileren Standorten mit vielversprechenden Rohstoffvorkommen, wie etwa die Demokratische Republik Kongo und Australien.
In der Demokratischen Republik Kongo fokussiert sich Loncor Gold Inc. auf die Adumbi-Lagerstätte im Nordosten, eine der letzten großen unerschlossenen Goldressourcen Afrikas. Die Nähe zur Kibali-Mine und die bestehende 20-prozentige Beteiligung von Resolute Mining verschaffen Loncor strategische Vorteile. Der Analyst Garrett Goggin sieht in der aktuellen Beteiligung von Resolute zudem ein mögliches Sprungbrett für eine Übernahme durch Resolute, da sich Loncor ideal in Resolutes langfristige Wachstumsstrategie einfügen könnte, insbesondere angesichts der wachsenden Unsicherheiten in Mali.
Australien bietet im Bergbau verlässliche Rechtsgrundlagen und eine politisch stabile Umgebung. Westaustralien ist das Zentrum der australischen Bergbauindustrie und bekannt für seine Innovationsfreudigkeit. Ein Beispiel ist Kalamazoo Resources Limited, das in der Gold- und Lithiumexploration tätig ist und über interessante Projekte in Westaustralien und Victoria verfügt. Besonders das Ashburton-Goldprojekt mit 1,4 Millionen Unzen Gold weckt Aufmerksamkeit: Barry Dawes, Executive Chairman des australischen Brokers Martin Place Securities, erwartet, dass De Grey Mining hier seine Kaufoption ausüben könnte. Ein solcher Deal würde Kalamazoo einen erheblichen Kapitalzufluss sichern und langfristige Wachstumschancen eröffnen. Gleichzeitig hat De Grey Mining selbst laut dem letzten Pressebericht seine Goldressourcen im Hemi-Projekt von 8,5 auf 10,5 Millionen Unzen erhöht und sich damit zu einem potenziellen Übernahmekandidaten für größere Branchenakteure entwickelt.