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Platin bleibt der Bettler unter den Edelmetallen

Platinschmuck darf heute jeder tragen. Das war in früheren Jahrhunderten, als das Platin noch das Edelmetall der Könige war, ganz anders.

Viele Investoren an den Edelmetallmärkten schauen schon seit Jahren recht enttäuscht und bisweilen auch regelrecht genervt auf den Platinpreis. Das Edelmetall steht so anhaltend unter Druck, dass man sich als investierter Anleger fast wünscht, die Zeiten des Sonnenkönigs Ludwig XIV. mögen doch bald wieder zurückkommen. Denn als der absolutistische Herrscher im 17. Jahrhundert regierte, war es nicht nur bürgerlichen Zeitgenossen, sondern auch niedrigen Adeligen verboten, Platin zu besitzen.

Platin kaufen, es besitzen und in Schmuckform tragen, durften allein die Könige, weshalb das Platin als das Metall der Könige bekannt war. Entsprechend hoch war sein Preis. Die hohe Wertschätzung für das Platin führte noch bis in die ersten Jahre des 21. Jahrhunderts dazu, dass eine Unze Platin meist deutlich teurer war als eine Unze Gold. Dies hat sich in den letzten zehn bis 15 Jahren dramatisch geändert, denn während der Goldpreis im Dezember ein neues Allzeithoch erreichte und auch heute noch in dessen Schlagweite notiert, hat der Platinpreis eine langjährige Talfahrt hinter sich.

Der Auslöser für die letzte größere Abwärtsbewegung in diesem Zyklus war der Abgasskandal innerhalb der Automobilindustrie. Er führte dazu, dass insbesondere in Europa der Absatz von Fahrzeugen mit Dieselmotoren deutlich zurückging. Dass die Kunden Diesel mieden und stattdessen Benziner kauften, führte dazu, dass der Palladiumpreis kräftig anzog, während das Platin vom Königsmetall zum Aschenputtel unter den Edelmetallen mutierte.

Die schwache Nachfrage nach Dieselfahrzeugen belastet auch jetzt den Platinpreis

Diese Entwicklung hielt auch im letzten Jahr an. So gab der Verband der Europäischen Automobilproduzenten (ACEA) an, dass die PKW-Neuzulassungen in der EU im Dezember gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozent zurückgegangen sind. Maßgeblich verantwortlich für diesen Rückgang war Deutschland, denn hier ging die Zahl der Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen um 23 Prozent zurück.

Für das Gesamtjahr 2023 erwartet die ACEA einen Anstieg der Neuzulassungen um 13,9 Prozent. Doch auch bei diesem Anstieg hinkt Deutschland hinterher, denn hierzulande fällt das Plus mit 7,3 Prozent deutlich schwächer aus als im europäischen Durchschnitt. Hinzu kommt, dass die Zahl der in der EU neu zugelassenen Fahrzeuge mit 10,5 Millionen Einheiten immer noch weit unter dem Rekordniveau liegt, das im Jahr 2019 unmittelbar vor dem Beginn der Corona-Pandemie erreicht wurde.

Aus der Automobilindustrie kommen damit derzeit keine positiven Impulse für das Platin. Die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen ist weiterhin schwach und auch die aktuelle Schwäche des Palladiumpreises drückt beim Platin in diesen Tagen auf die Stimmung, denn theoretisch konnte das Platin in Fahrzeugen mit Benzinmotor ebenfalls zum Einsatz kommen. Umgekehrt gilt das für Dieselfahrzeuge nicht.

Der Anreiz, eine solche Substitution vorzunehmen, wird für die Hersteller jedoch immer geringer, je kleiner die Preisdifferenz zwischen Platin und Palladium ausfällt. Sie hat sich in den letzten Monaten deutlich verringert. Mussten vor einem Jahr noch rund 700 US-Dollar mehr für eine Unze Palladium gezahlt werden, so liegt der Preisaufschlag aktuell nur noch bei etwa 30 US-Dollar.

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