Öl wird knapp diesen Herbst
Laut der Internationalen Energieagentur könnte sich Öl bald rar machen.
Der Preis für Rohöl auf den Weltmärkten ist vergangenen August auf den höchsten Stand seit zehn Monaten gestiegen. Hintergrund ist die anhaltende Reduzierung der Fördermengen seitens Russland und Saudi-Arabien. Dies wird laut dem jüngsten Ölmarktbericht der Internationalen Energieagentur (IEA) zu teils gravierenden Engpässen beim Angebot führen. Diese würden sich bereits ab September für den Rest des Jahres abzeichnen, so die IEA.
„Gewaltige Herausforderung“ für die Ölmärkte
Zum Ende der vergangenen Woche stiegen die Preise für Rohöl auf den höchsten Stand seit November 2022. In der Spitze kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mehr als 94 US-Dollar. Das Barrel der Sorte West Texas Intermediate ((WTI) handelte bei über 91 US-Dollar. Der wichtigste Grund für das kräftige Anziehen der Ölpreise ist nach Angaben der IEA die saudische und russische Entscheidung, die freiwillige Kürzung ihrer Ölproduktion bis Ende 2023 zu verlängern.
Die damit geschaffene Verknappung der Lieferungen erweise sich als „gewaltige Herausforderung“ für die Ölmärkte, so die IEA. Zwar seien die Kürzungen der Liefermengen zuletzt noch durch Produzenten wie die USA und Brasilien ausgeglichen worden. Doch der nun mit Beginn der Heizperiode zu erwartende Anstieg der Ölnachfrage könne in der zweiten Jahreshälfte zu einem täglichen Defizit von bis zu 1,24 Millionen Barrel führen, was den Preis neuerlich befeuern würde.
Ölvorräte: „Unangenehm niedriges Niveau“ treiben Inflation
Nach Angaben der IEA wird allein China zu drei Vierteln für die steigende weltweite Ölnachfrage in der zweiten Jahreshälfte verantwortlich zeichnen. Zugleich sinken laut Bericht die international gehaltenen Ölvorräte auf ein „unangenehm niedriges Niveau“. Steigende Nachfrage bei zunehmender Verknappung sorgt für steigende Preise, was wiederum die Inflation in den USA und Europa anheizen dürfte. Laut Business Insider ist die Inflationsrate in den USA allein im August überraschend stark von 3,2 auf 3,7 Prozent gestiegen.
Dieser Preisauftrieb sei zu 50 Prozent von den hohen Energiepreisen getrieben. Insgesamt habe sich Energie in den USA um 5,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr verteuert, hieß es. Derweil wachsen auch in Europa die Sorgen vor steigenden Energiepreisen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat deshalb ihre Prognose für die Inflation im Euro-Raum für dieses und nächstes Jahr bereits angehoben und das Zinsniveau auf historische Höhen geschraubt. Sowohl die USA wie auch Europa erleben derzeit die aggressivsten Zinsschritte seit Jahrzehnten.
Russland ist Profiteur hoher Energiepreise
Unterdessen geht Russland als Profiteur aus der Situation hervor. Denn die reduzierten Fördermengen bei gleichzeitig steigender Nachfrage sorgen für hohe Energiepreise, was die Handelsbilanz des Kreml sichtlich verbessert hat.
Im vergangenen Juli konnte Russland zum ersten Mal in diesem Jahr die Einnahmen aus dem Export von Öl und Gas gegenüber dem Vorjahr steigern. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wuchsen die Erlöse durch Exporte von Öl und Gas um 5,3 Prozent auf nunmehr 8,7 Milliarden Dollar.