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Negative Preise für Kupfer: Chinas geheimer Masterplan?

Die Nachfrage nach Kupfer ist so hoch wie nie - und trotzdem zahlen Schmelzer derzeit drauf, um es zu verarbeiten. Ein wirtschaftliches Paradoxon? Oder steckt dahinter ein gezielter Plan? China baut seine Raffinierkapazitäten massiv aus, drückt die Preise ins Minus und könnte so das nächste Rohstoffmonopol vorbereiten.

Die globale Kupferindustrie steht vor einer Schieflage: Schmelzbetriebe, die früher für ihre Dienste bezahlt wurden, zahlen aktuell selbst, um Kupferkonzentrat überhaupt verarbeiten zu dürfen. Laut Benchmark Mineral Intelligence liegt der Spotpreis für sogenannte Treatment and Refining Charges (TCRC) bei minus 45 US-Dollar pro Tonne. Was wie ein marktgetriebenes Extrem erscheint, wirft eine größere Frage auf: Ist es möglich, dass China diese Entwicklung strategisch nutzt - oder sogar forciert?

Marktverzerrung oder Marktstrategie?

Offiziell lautet die Erklärung: zu viele Schmelzen, zu wenig Erz. Doch betrachtet man die Entwicklung genauer, drängt sich ein anderer Verdacht auf. China hat in den letzten Jahren massiv in neue Raffinierkapazitäten investiert. Allein im Mai 2025 stieg die Produktion von raffiniertem Kupfer dort laut Shanghai Metal Market um fast 14 %. Das Resultat: chinesische Schmelzen konkurrieren mit voller Wucht um begrenzte Rohstoffmengen - und drücken die TCRC ins Negative.

Zufall? Vielleicht. Aber China verfolgt in zahlreichen anderen Rohstoffbereichen - etwa bei Lithium, Seltenen Erden oder Nickel - bereits seit Jahren eine klar erkennbare Strategie: Kontrolle über die Veredelungskette aufbauen, auch wenn das kurzfristig Verluste bedeutet. Die aktuelle Entwicklung im Kupfermarkt könnte ein weiterer Baustein dieser Politik sein.

Raffinage als geopolitisches Instrument

Kupfer ist ein strategischer Rohstoff. Er wird in Stromnetzen, Elektromobilität, Rüstung, Digitalisierung und Infrastruktur eingesetzt. Wer die Raffinierung kontrolliert, kontrolliert die Schnittstelle zwischen Rohstoff und industrieller Nutzung - und kann Preise, Mengen und Lieferbedingungen mitbestimmen. Während westliche Schmelzer wie Glencore (Philippinen) oder Sinomine (Namibia) angesichts der negativen Margen bereits aufgeben mussten, bauen chinesische Unternehmen weiter aus. Diese sogenannte "Last-Man-Standing"-Strategie zielt darauf ab, Marktanteile langfristig zu sichern, auch wenn kurzfristig Verluste in Kauf genommen werden.

China dominiert die Veredelung strategischer Rohstoffe - bei 19 von 20 Materialien weltgrößter Produzent Quelle: IEA, Global Critical Minerals Outlook 2025, basierend auf USGS 2025.

Strukturelle Vorteile als Grundlage der Expansion

Chinesische Betreiber verfolgen ihre Expansion unter Bedingungen, die ihnen im internationalen Vergleich erhebliche Vorteile verschaffen. Viele Schmelzen profitieren von direkter oder indirekter staatlicher Unterstützung - etwa durch subventionierten Strom, steuerliche Vergünstigungen oder bevorzugte Finanzierungskonditionen, die wirtschaftliche Verluste abfedern. Darüber hinaus sind zahlreiche Betriebe vertikal integriert, also eng mit nachgelagerten Industrien verbunden.

Sie verarbeiten das raffinierte Kupfer weiter zu Halbzeugen oder Endprodukten und erzielen so zusätzliche Wertschöpfung innerhalb der eigenen Lieferkette. Ein weiterer Wettbewerbsvorteil ergibt sich aus der Anlagentechnologie: Neue chinesische Schmelzen arbeiten wesentlich effizienter als viele ältere westliche Standorte und können ihre Betriebskosten laut Branchenanalysten um 15 bis 20 % niedriger halten - ein strategischer Kostenvorteil, der gerade in einem margenschwachen Umfeld wie dem aktuellen entscheidend sein kann.

Ein globaler Sektor am Kipppunkt

Branchenexperte Li Wei, Analyst am Forschungsinstitut der China Nonferrous Metals Industry Association, erklärt: „Chinesische Schmelzbetriebe denken langfristig. Indem sie gerade in der Marktschwäche weiter ausbauen, positionieren sie sich strategisch, um nach der Marktbereinigung die globale Raffinagekapazität zu dominieren.“

Zwar steigt die globale Minenproduktion (2023: +2,1 %, 2024: +2,8 %), doch sie kann mit dem Tempo des chinesischen Raffinageausbaus nicht mithalten. Neue Schmelzen in Ländern wie Indonesien verschärfen die Situation zusätzlich, weil sie selbst Rohstoff verbrauchen, statt zu exportieren. Viele Schmelzer versuchen, sich mit Nebenprodukten wie Gold, Silber oder Schwefelsäure über Wasser zu halten. Doch das reicht kaum aus, um den strukturellen Verlust im Kupfergeschäft zu kompensieren.

Zudem wirkt ein weiteres Element destabilisierend: das starre Preissystem. Während andere Rohstoffmärkte längst flexiblere Modelle nutzen, hält die Kupferbranche weiterhin an Jahresverträgen fest – selbst wenn diese Verluste festschreiben. China hingegen experimentiert längst mit dynamischeren Preisbildungsmechanismen wie Spot- oder Quartalsverträgen und verschafft sich dadurch einen strategischen Anpassungsvorteil.

Die Spot-Verarbeitungsgebühren (Treatment Charges, TC) für Kupferkonzentrat sind seit Ende 2024 drastisch gefallen und liegen seit dem Frühjahr 2025 deutlich im negativen Bereich.

Chinas Griff nach dem Kupfer: Droht das nächste Rohstoffmonopol?

Die aktuellen Entwicklungen im globalen Kupfermarkt werfen weitreichende Fragen auf. Dass Schmelzbetriebe Verluste in Kauf nehmen, um ihre Kapazitäten auszubauen, lässt sich kaum rein wirtschaftlich erklären - schon gar nicht auf breiter Front. Wenn ein einzelner Akteur wie China gleichzeitig massiv investiert, staatlich unterstützt wird und sich dadurch systematisch Vorteile verschafft, drängt sich der Verdacht auf, dass hier mehr als nur Marktkräfte am Werk sind.

China hat bereits in der Vergangenheit bewiesen, wie gezielt es seine dominanten Positionen bei strategischen Rohstoffen einsetzt - etwa durch Exportverbote bei Seltenen Erden oder Graphit, wenn es politischen oder wirtschaftlichen Druck aufbauen wollte. Ein vergleichbares Machtmittel im Kupferbereich wäre für Industrie- und Hochtechnologieländer mit importabhängigen Lieferketten ein ernstzunehmendes Risiko. Noch ist offen, ob es China tatsächlich gelingt, auch den globalen Kupfer-Raffinagemarkt nachhaltig zu dominieren. Doch allein die Richtung der aktuellen Dynamik sollte reichen, um die Alarmglocken schrillen zu lassen. Die Frage ist nicht, ob dieses Szenario eintritt - sondern ob andere Akteure rechtzeitig darauf reagieren.

Ein anderer Weg: Kupfer durch Entdeckung

Laut Unternehmensangaben verfolgt Metallic Minerals einen grundlegend anderen Ansatz als großindustrielle Raffinierer: Statt auf Massenverarbeitung setzt das Unternehmen auf hochwertige Neuentdeckungen. Beim La-Plata-Projekt in Colorado meldete das Management jüngst hochgradige Gesteinsproben mit bis zu 7,4 % Kupfer und 400 g/t Silber. Dabei handele es sich um ein sogenanntes alkalisches Porphyrsystem, das für langlebige, multimetallische Lagerstätten bekannt sei.

Der bestehende Allard-Block mit 1,2 Milliarden Pfund Kupfer und 18 Millionen Unzen Silber mache laut Unternehmensangaben nur einen kleinen Teil des Gesamtpotenzials aus. Über 25 weitere Porphyrziele seien bislang identifiziert - bisher aber noch nicht angebohrt. Das Management sieht darin die Chance, ein Cluster von Lagerstätten zu entwickeln, das mit Tier-1-Projekten wie Cadia oder Red Chris vergleichbar sein könnte.

Laut CEO Johnson sei La Plata jedoch kein klassisches Massenprojekt, sondern folge dem Prinzip "Qualität statt Quantität": kompaktere Strukturen, dafür hohe Gehalte, überschaubarer Kapitalbedarf und das mit Unterstützung von Newmont als strategischem Partner.

Mexikanische Entdeckung: Defiance Silver

Während China den Raffinagemarkt dominiert, setzt auch Defiance Silver auf Entdeckung: Beim Tepal-Projekt in Mexiko exploriert das Unternehmen ein großflächiges Kupfer-Gold-Vorkommen mit über 470 Millionen Pfund Kupfer in der Ressourcenkategorie "gemessen und angezeigt". Das Unternehmen sieht in neuen Bohrdaten Hinweise auf tiefere porphyrische Systeme - aus Sicht des Managements ein möglicher Beitrag zur künftigen Diversifizierung der globalen Kupferversorgung.

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