Ist Apple wichtiger als die gesamte Rohstoffbranche?
Ist es angemessen, dass ein einziges Unternehmen von den Anlegern höher bewertet wird als eine ganze Branche?
Folgt man der Theorie, dass die Kapitalmärkte effizient seien, weil den Anlegern zu jeder Zeit alle Informationen zur Verfügung stehen, dann stellt sich die Frage nach der Berechtigung eines Kurses und einer Marktkapitalisierung erst gar nicht. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass der Kurs der Apple-Aktie fair und damit indirekt auch ihre Marktkapitalisierung angemessen ist.
Gleiches ist dann auch für alle anderen Kurse und die sich aus ihnen ergebenden Marktkapitalisierungen zu erwarten – auch für den Rohstoffsektor. Alle Unternehmen die Rohstoffe fördern, mit ihnen handeln oder nach ihnen suchen, werden derzeit mit einer Marktkapitalisierung von 1,33 Billionen US-Dollar bewertet.
Der Rohstoffsektor ist derzeit eine von den Anlegern vergessene Branche
Oder anders ausgedrückt: Der gesamte Rohstoffbereich ist nicht einmal die Hälfte dessen wert, was die Anleger für Apple als angemessen ansehen. Das ist ein Wort. Die Industrie, die all jene Rohstoffe bereitstellt, die für die Herstellungen aller Waren und für die Erbringung vieler Dienstleistungen benötigt wird, ist nicht einmal halb so viel wert wie ein einzelner Hersteller von Computern und Smartphones.
Größter Einzelwert im Rohstoffuniversum ist BHP mit einer Marktkapitalisierung von 144,4 Milliarden US-Dollar. Newmont als größter Goldproduzent kommt demgegenüber lediglich auf eine Marktkapitalisierung von 48,3 Milliarden US-Dollar. Sogar die beiden Kupferproduzenten Southern Copper und Freeport McMoRan sind mit 84,2 bzw. 69,8 Milliarden US-Dollar deutlich höher bewertet.
Barrick Gold, früher einmal die Nummer 1 der Branche, kommt heute nur noch auf eine Marktkapitalisierung von 29,3 Milliarden US-Dollar. Sogar Angnico Eagle Minnes ist mit 32,6 Milliarden US-Dollar inzwischen höher bewertet. All dies zeigt, dass nahezu der gesamte Rohstoffsektor derzeit zu einer von den Anlegern vergessenen Branche verkommen ist.
Die Wirkung wird die eines sehr engen Flaschenhalses sein
Die Bewertungen sind ausgesprochen niedrig und bei einzelnen Werten sogar absurd niedrig. Das ist für die Aktionäre höchst unbefriedigend, bedeutet aber im Gegenzug, dass die Kurse von diesem niedrigen Niveau aus sehr schnell sehr hoch steigen können, wenn dieses Ungleichgewicht eines Tages wieder aufgehoben wird und das Geld der Anleger erneut in diesen Sektor fließt.
Wann dieser Punkt erreicht sein wird, lässt sich verlässlich kaum vorhersagen. Nur eines ist jetzt schon klar: Sobald das Geld der Anleger verstärkt in diesen Markt fließen wird, wird es eng werden, denn die meisten Rohstoffaktien dürften derzeit in den Händen von Investoren liegen, die dem Sektor schon seit einiger Zeit die Treue halten.
Sie werden in ihrer Mehrheit nicht bereit sein, ihre Aktien für einen kleinen Gewinn von zehn bis zwanzig Prozent wieder herzugeben. Man muss vermutlich eine Null anhängen, um in jene Kursregionen vorzustoßen, in denen diese Anleger zu überlegen beginnen, ob vielleicht die Zeit für einen Verkauf gekommen sein könnte.