Goldpreis: Drei Großbanken erhöhen ihre Prognose, eine warnt
Dominieren am Goldmarkt in den nächsten Wochen die Bären oder die Bullen? Drei US-Großbanken sehen die Käufer klar im Vorteil, eine warnt.
Die Frage nach dem Potential ist an der Börse zu jeder Zeit berechtigt, denn sie entscheidet maßgeblich mit darüber, ob ein Anleger kauft, verkauft oder einfach nichts tut. Verbunden ist diese Frage immer mit dem Zeitpunkt. Dieser Aspekt ist beim Gold gerade jetzt von entscheidender Bedeutung, denn langfristig hat das Gold noch viel Potential. Schließlich wurden die Währungen in den letzten Jahren durch die Gelddruckorgien der Notenbanken massiv entwertet.
Das spricht auf lange Sicht eindeutig für die Edelmetalle Gold und Silber. Auch mittelfristig dürfte eher mit einem hohen Goldpreis zu rechnen sein, denn an politischen und wirtschaftlichen Krisen gibt es derzeit keinen Mangel und auch die seit 2008 nicht beseitigten Instabilitäten innerhalb des Finanzsystems sprechen klar für das Gold bzw. die Edelmetalle. Aber kurzfristig könnte insbesondere nach der steilen Rallye der letzten Wochen Ungemach in Form von wieder nachgebenden Kursen drohen.
Goldman Sachs sieht deutlich höheren Durchschnittspreis
Als Reaktion auf die Rallye haben die drei US-Banken, Goldman Sachs, PJ Morgan und Morgan Stanley ihre Prognosen für den Goldpreis erhöht. Die britische Barclays Bank hingegen glaubt, dass die Rallye an ihr Ende gekommen ist und alles, was derzeit für einen steigenden Goldpreis spricht, bereits eingepreist ist. Das heißt im Umkehrschluss, dass es auch schnell wieder abwärtsgehen könnte, sollten die Anleger auf die Idee kommen, ihre Gewinne vom Tisch nehmen zu wollen.
Um 120 US-Dollar angehoben hat Goldman Sachs seine Prognose für den in 2024 zu erwartenden Durchschnittspreis. Diesen hatte die Investmentbank bislang bei 2.090 US-Dollar je Unze Gold gesehen. Jetzt gehen die Analysten bei Goldman Sachs im Jahresdurchschnitt von 2.180 US-Dollar aus. Betrachtet man lediglich die bislang in 2024 absolvierten Handelstage, so ergibt sich auf Basis der US-Futures ein Durchschnitt von 2.060 US-Dollar je Unze.
Insofern müsste der Goldpreis noch lange auf dem aktuellen Niveau verbleiben, um lediglich den alten Durchschnittspreis von 2.090 US-Dollar bis Ende Dezember zu erreichen. Soll hingegen der aktualisierte Durchschnittspreis von 2.180 US-Dollar auf Jahressicht erreicht werden, muss der Goldpreis auch in den kommenden Monaten weiter ansteigen
Morgan Stanley verweist auf die Diskrepanz zu den Kursen der Goldminen
Morgan Stanley gibt ein höheres Kursziel aus. Hier geht man in der aktuellen Prognose für den Goldpreis davon aus, dass dieser in 2024 bis auf 2.300 US-Dollar je Unze ansteigen wird. Als Grund werden die sinkenden Zinsen genannt. Sie wirken sich positiv auf jene Anlageformen aus, die wie das Gold keine Zinserträge bringen.
Allerdings verweist die US-Investmentbank auf die große Diskrepanz, die derzeit zwischen dem vom einen Hoch zum anderen eilenden Goldpreis und den Kursen der meisten Goldminen und Minenentwickler besteht. Letztere haben sich in den vergangenen Monaten ausgesprochen schwach entwickelt und wiesen anders als in der Vergangenheit bei der aktuellen Rallye auch keinen Vorlauf zum Goldpreis auf.
Verantwortlich für die Schwäche der Goldminen ist nach Ansicht von Morgan Stanley, dass die Bergbaubetriebe unter den stark gestiegenen Kosten leiden. Rückläufig sind deshalb die Gewinnmargen der meisten Unternehmen. Auch Finanzierungen sind gerade für den Bereich der kleineren Minen und Minenentwickler zu einem handfesten Problem geworden. Sinkende Zinsen könnten diese Brisanz allerdings entschärfen und sich damit auch auf die Kurse der Goldminen und Minenentwickler positiv auswirken.
JP Morgan sieht den Goldpreis weiter massiv ansteigen, Barclays hält die Messe für gelesen
In einem Interview mit Bloomberg TV äußerte sich Natasha Kaneva, die Leiterin der globalen Rohstoff-Analyse bei JP Morgan Chase & Co. besonders optimistisch, denn sie kann sich vorstellen, dass der Goldpreis in diesem Jahr die Marke von 2.500 US-Dollar erreichen wird. Notwendig ist dazu allerdings, dass sich die Zahlen zur Inflation und zu den Arbeitsmarktdaten weiter beruhigt.
Diesen Optimismus teilt Stefano Pascale, Aktien- und Derivat-Stratege bei der britischen Großbank Barclays nicht. Er äußert sich gegenüber Yahoo Finance kritisch zur jüngsten Goldpreisrallye. Mit einem Kursanstieg von neun Tagen ohne Unterbrechung sei die jüngste Aufwärtsbewegung eine der größten innerhalb der letzten 50 Jahre.
So beharrlich die Stärke dieser Rallye gewesen sei, so eindeutig seien aber auch die Gründe für sie. Nur zu einem Drittel sieht Stefano Pascale die Rallye durch die Aussicht auf sinkende Zinsen begründet. Viel entscheidender sei, dass Fonds bestehende Leerverkäufe durch Käufe am Terminmarkt glattgestellt haben.
Die typische Rallye von rund zehn Prozent, die immer dann einzutreten pflegt, wenn die US-Notenbank ihre Zinsen senkt, ist längst eingepreist und fällt damit als Treibmittel für weiter steigende Preise aus. Das Gold ist somit schon ein gutes Stück vorausgelaufen. Deshalb sei die Rallye zunächst ausgereizt, auch wenn langfristig noch Aufwärtspotential vorhanden ist.