Goldman Sachs Analyse schickt Kupferaktien auf Talfahrt
Anders als noch im Frühjahr sind für die Anleger jetzt wieder die kurzfristigen Aussichten für das Kupfer die relevantere Größe.
In dieser Zeit gab Goldman Sachs eine Analyse heraus, in der die einflussreiche US-Investmentbank davon ausging, dass der Kupferpreis im nächsten Jahr auf einen neuen Rekordwert von 15.000 US-Dollar je Tonne ansteigen werde. Begründet wurde die erwartete Preisexplosion mit der Angebotsseite, also mit der Fähigkeit der Minen, immer den gewünschten Kupferbedarf auch zur Verfügung stellen zu können.
Dass die chinesische Kupfernachfrage schon damals schwach war, wurde von Goldman Sachs und auch von den meisten westlichen Anlegern ignoriert. In der Zwischenzeit ist der Zustrom weiterer Anlegergelder versiegt und die Kupfer-Euphorie hat spürbar nachgelassen. An der grundsätzlichen Problematik, dass in den frühen 2030er Jahren viele große Kupferminen erschöpft sein werden und durch neue Lagerstätten ersetzt werden müssen, hat sich zwar grundsätzlich nichts geändert, dennoch hat die Perspektive der Anleger inzwischen gewechselt.
Kurzfristig pessimistisch oder langfristig optimistisch? Das ist die Frage
Waren sich die Anleger im Frühjahr noch bewusst, dass die Entwicklung eines großen Kupferprojekts, selbst wenn es schnell gehen sollte, leicht 15 bis 20 Jahre in Anspruch nehmen kann, ist man inzwischen der Meinung, dass 2030 heute noch weit, weit entfernt ist. Allerdings ist eine Rezession in den USA und die mit ihr einhergehende Gefahr eines geringeren Kupferverbrauchs plötzlich in aller Munde. Das führt auch zu einer veränderten Wahrnehmung des aktuellen Kupferbedarfs der Volksrepublik China.
Ob die Analysten von Goldman Sachs der allgemeinen Stimmung im Markt folgen oder diese selbst mit ihren Analysen maßgeblich mitbestimmen, läuft auf die klassische Henne-Ei-Problematik hinaus. In jedem Fall hat Goldman Sachs Anfang September seine alte Analyse kassiert und auch sein Kupferpreisziel deutlich reduziert. Für 2025 wird daher jetzt nur noch ein durchschnittlicher Kupferpreis von 10.100 US-Dollar erwartet.
Die Abweichung zum alten Kursziel von 15.000 US-Dollar je Tonne fällt damit sehr groß aus und die Reaktion des Marktes ließ nicht lange auf sich warten. Nicht nur der Preis des roten Metalls selbst neigte in den Tagen nach der Publikation der neuen Studie zur Schwäche. Auch die Kurse bekannter Kupfer-Aktien wie Rio Tinto, Freeport-McMoRan, BHP, Southern Copper und Teck Resources wurden verkauft und gingen in eine Abwärtsbewegung über.
Die kurzfristige Perspektive überwiegt wieder
Begründet hat die US-Investmentbank ihr neues Preisziel mit der Schwäche des chinesischen Immobilienmarktes. Er stand in der Vergangenheit nicht nur für eine beständige Nachfrage nach mehr Kupfer, sondern auch für mehr als zehn Prozent des chinesischen Bruttoinlandsprodukts. Goldman Sachs argumentiert nun, dass China aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage nach Kupfer seine Kupferexporte erhöht hat und damit für einen weltweiten Anstieg der Lagerbestände gesorgt hat. Diese allerdings wirken sich wiederum negativ auf den Kupferpreis aus.
Eine rasche Änderung der Lage wird nicht erwartet. Die Analysten nehmen daher eine selektivere, weniger konstruktive taktische Sichtweise auf die Rohstoffe ein. Oder anders ausgedrückt: Es interessiert wieder nur der zu erwartende Verbrauch der nächsten vier bis sechs Monate. Ähnlich zurückhaltend hatte sich kurz zuvor auch die australische Investmentbank Macquarie geäußert.
Viele Anleger folgen dieser Sichtweise und trennen sich schnell wieder von den Aktien und Assets, die sie im Frühjahr möglicherweise erst erworben haben. Ob dieses schnelle Hin und Her Sinn macht und unter dem Strich Gewinne im eigenen Depot generiert, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall dürfte die Stimmung am Kupfermarkt bis auf weiteres trüb bleiben.