EU weitet Importe von russischem Flüssiggas aus
LNG-Tanker in Barcelona / Foto: Wolfgang Meinhart
Die Staaten der EU haben zwischen Januar und Juli 2023 insgesamt 22 Millionen Kubikmeter Flüssiggas (LNG) aus Russland importiert. Dies vergleicht sich mit einer Menge von 15 Millionen Kubikmetern im gleichen Zeitraum des Jahres 2021, als der Ukraine-Krieg in diesem Ausmaß bei den Europäern noch nicht auf dem Zettel stand.
Laut einer aktuellen Analyse der Organisation Global Witness entspricht dies einem Anstieg von 40 Prozent gegenüber den Vorkriegsimporten. Demzufolge haben die EU-Staaten in den ersten sieben Monaten dieses Jahres geschätzt fast 5,3 Milliarden Euro für den Kauf von russischem LNG ausgegeben.
Mehr als die Hälfte des gesamten russischen LNG gekauft
Der Anstieg der europäischen Einfuhren von russischem LNG übertrifft dabei den durchschnittlichen weltweiten Anstieg in diesem Bereich, der bei sechs Prozent liegt, bei weitem. Der Analyse zufolge kaufen die EU-Länder inzwischen den Großteil des verfügbaren russischen LNG und „stützen damit eine der wichtigsten Einnahmequellen des Kremls“, hieß es. Zwischen Januar und Juli 2023 kauften die EU-Staaten 52 Prozent aller russischen LNG-Ausfuhren, verglichen mit 49 Prozent im Jahr 2022 und 39 Prozent im Jahr 2021.
Situation „absurd“ – Spanien zweitgrößter Abnehmer weltweit
Laut Global Witness ist Spanien mittlerweile der größte europäische Abnehmer von russischem LNG und ist nun nach China der zweitgrößte Abnehmer weltweit. So hat Spanien in den ersten sieben Monaten dieses Jahres insgesamt 18 Prozent der gesamten russischen Ausfuhren gekauft und liegt damit nur ein Prozent höher als Belgien, das 17 Prozent all dieser Ausfuhren kaufte und somit weltweit Platz drei belegt.
Zum Vergleich: China, als größter einzelner Abnehmer, kaufte im gleichen Zeitraum 20 Prozent des von Russland exportierten LNG. Noch im Jahr 2021, also vor dem Krieg, belegte Spanien Platz fünf und Belgien Platz sieben. Unterdessen hat die spanische Energieministerin Teresa Ribera spanische Käufer aufgefordert, keine neuen russischen LNG-Verträge mehr zu unterzeichnen. Sie bezeichnete die Situation als „absurd“.
Shell kauft und verkauft massenhaft russisches LNG
Wie Global Witness weiter berichtet, haben Konzerne wie Shell und TotalEnergies auch nach der russischen Invasion in der Ukraine mit russischem LNG gehandelt. Eine Analyse vom Juli 2023 ergab, dass Total der größte nicht-russische Käufer von Flüssiggas aus Russland ist und seit Anfang dieses Jahres fast 4,2 Millionen Kubikmeter russisches LNG gekauft hat. Eine frühere Analyse von Global Witness ergab, dass Shell zwischen März und Dezember 2022 zwölf Prozent aller russischen LNG-Exporte, also mehr als 7,5 Millionen Kubikmeter, gekauft und verkauft hat.