Erste Anleger entdecken Platin und Palladium
Palladium profitierte jahrelang von der Schwäche des Platins und glänzte mit einem steilen Kursanstieg. Doch auch hier hat das Pendel inzwischen gedreht und der Rückweg ist nicht minder steil und schmerzhaft wie es in den Jahren zuvor der Anstieg gewesen war. Heute können deshalb beide Edelmetalle zu Preisen erworben werden, die nicht nur deutlich von ihren Höchstkursen entfernt liegen, sondern auch weit unterhalb des Goldpreises liegen.
Das ist keineswegs selbstverständlich, denn über Jahrzehnte hinweg war stets das Platin und nicht das Gold das teuerste unter den vier bekanntesten und wichtigsten Edelmetallen Gold, Silber, Platin und Palladium. Oberflächlich betrachtet erwecken die relativ niedrigen Preise den Eindruck, als sei das Angebot üppig, die Nachfrage nach Platin und Palladium jedoch schwach.
Der Eindruck trügt, denn die Frucht vieler Anleger, die Elektroautos könnten die Fahrzeuge mit klassischem Verbrennungsmotor sehr schnell verdrängen, hat sich nicht bewahrheitet. Nur rund 15 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge haben einen reinen Elektroantrieb. Vor diesem Hintergrund dämmert vielen Investoren, dass Platin und Palladium doch viel interessanter sein könnten, als man es noch vor wenigen Monaten gedacht hatte.
Die Palladiumkäufe sind so hoch wie seit 2014 nicht mehr
Diese Erkenntnis spiegelt sich inzwischen auch in den börsengehandelten Palladium- und Platin-ETFs wider. Sie verzeichnen derzeit kräftige Mittelzuflüsse, während aus den Gold- und Silber-ETFs tendenziell Mittel abgezogen werden. So vermeldete die Nachrichtenagentur Bloomberg für das laufende zweite Quartal den Kauf von 148.200 Unzen Palladium und 496.300 Unzen Platin durch die börsennotierten Fonds.
Verglichen mit den historischen Daten ist dies eine ausgesprochen hohe Nachfrage. Beim Platin wurde das höchste Niveau seit März 2022 erreicht und beim Palladium muss man sogar bis in das vierte Quartal 2014 zurückgehen, um ähnlich hohe Käufe zu sehen. Auch das aktuelle Bestandsniveau ist hoch. Der Palladiumbestand war beispielsweise zuletzt im April 2019 so hoch wie er heute ist.
Mit den Mittelzuflüssen in die börsennotierten ETFs verstärken die Anleger gleichzeitig das von den Marktbeobachtern prognostizierte Angebotsdefizit. Es hat damit den Anschein, als stelle das aktuelle Preisniveau für viele Anleger eine attraktive Kaufgelegenheit dar, die sie durch den Erwerb eines börsengehandelten Fonds mit physischer Hinterlegung nutzen möchten.
Von den Käufen profitieren konnte bislang allerdings nur das Platin. Sein Preis stieg im laufenden Quartal um gut acht Prozent an und glich damit die Schwäche aus dem ersten Quartal des Jahres aus. Noch nicht profitieren konnte das Palladium. Sein Preis liegt seit Quartalsbeginn immer noch um acht Prozent im Minus.