Die Nervosität am Gasmarkt stiegt. Wird der Iran die Straße von Hormus sperren?
Bleibt die Straße von Hormus auch weiterhin für die internationale Schifffahrt frei befahrbar?
Ob diese gerechtfertigt sind, wenn der ursprüngliche Angreifer und Auslöser des Angriffs- und Gegenangriffsprocedere Israel unbehelligt bleibt, sei einmal dahingestellt. In jedem Fall ist der Versuch angelaufen, das iranische Öl vom Weltmarkt zu drängen. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten.
Für Unruhe an den internationalen Öl- und Gasmärkten ist in jedem Fall gesorgt. Dafür sorgt allein schon die Geographie, denn es liegt auf der Hand, dass der Iran seinerseits auf die Schritte des Westens reagieren wird. Besonders wichtig dabei ist: Der Iran hat die Möglichkeit, den Zugang zum Arabischen Golf, die Straße von Hormus, zu sperren. Sie ist lediglich 65 Kilometer breit und das Nadelöhr, dass alle Tanker und Flüssiggastanker, die Öl oder Gas von der arabischen Halbinsel in die Welt exportieren möchten, passieren müssen.
Was die Rebellen im Roten Meer können, kann auch der Iran in der Straße von Hormus
Ein wenig erinnert die Lage zunächst an die Situation im Roten Meer. Dieses hat als Zugang zum Suezkanal für die internationale Schifffahrt ebenfalls eine hohe Bedeutung. Und doch ist die Lage eine völlig andere, denn das Rote Meer kann von den Reedereien umfahren werden, auch wenn sie dazu den langen und teuren Weg um das Kap der Guten Hoffnung in Kauf nehmen müssen.
Doch im Fall der Straße von Hormus gibt es diesen alternativen Umweg nicht. Die Schiffe fahren entweder die Öl- und Gashäfen im Arabischen Golf nicht an oder sie wählen die gefährliche Route durch die Straße von Hormus. Einen dritten Weg gibt es nicht. Die geografische Ausgangslage versetzt den Iran damit in eine ausgesprochen günstige geostrategische Lage.
Schon einige wenige, nur sehr schwer auszumachende kleine Schnellboote oder Marinedrohnen reichen aus, um die Schifffahrt so zu verunsichern, dass die Häfen im Golf nicht mehr angesteuert werden. Was das für die Preise von Öl und Gas bedeutet, kann sich jeder Investor leicht an den Fingern einer Hand abzählen.
Der Gaspreis klettert auf ein 15-Wochenhoch
Schon die jüngsten Spannungen haben uns einen Vorgeschmack auf das gegeben, was in diesem Fall auf uns zukommen könnte. So kostete der europäische Erdgaspreis TTF Anfang April noch rund 25 Euro. Mit den Spannungen zogen die Preise an und erreichten in der zweiten Monatshälfte das Niveau von 34 Euro, was einem Anstieg von annähernd 50 Prozent seit dem Tief von Ende Februar entspricht.
Mit Katar liegt einer der größten Flüssiggasexporteure in der Golfregion. Katar exportiert sein Erdgas überwiegend nach Asien. Hier sprangen die Kurse im April auf ein 15-Wochenhoch von 11 US-Dollar je mmBtu an, was umgerechnet 35 EUR je MWh entspricht.Zusätzlich unter Druck geriet der Gasmarkt auch durch den spürbaren Rückgang der LNG-Lieferungen aus den USA. Die täglichen Exporte aus den sieben Exportterminals fielen in der zweiten Aprilhälfte auf 9,2 Mrd. Kubikfuß zurück. Das ist das niedrigste Niveau seit drei Monaten. Zuvor hatten die US-LNG-Exporte im Wochendurchschnitt bei 10,2 Milliarden Kubikfuß pro Tag gelegen. Selbst dieser Durchschnittswert war der niedrigste seit Oktober 2021.
Die Gasspeicher im Westen sind für diesen Zeitpunkt des Jahres gut gefüllt
Eine erhöhte Nervosität an den Gasmärkten ist damit bereits spürbar. Sie könnte sich weiter verstärken, sollten die geopolitischen Spannungen weiter zunehmen. Hingegen könnten die Preise auch schnell wieder unter Druck kommen, sollte sich die Lage im Nahen und Mittleren Osten wieder beruhigen.
Gegen starke Preisausschläge zur Oberseite hin sprechen auch die hohen Füllstände der Gasspeicher in Europa. Hier geht die Winterzeit mit dem deutlich höheren Gasverbrauch nun zu Ende und die Phase der Wiederauffüllung der Speicher beginnt. Aktuell sind die Speicher zu rund 62 Prozent gefüllt. Das sind vier Prozentpunkte mehr als im Durchschnitt der letzten Jahre zu diesem frühen Zeitpunkt.