Deutschland kommt nur langsam aus der Rezession
Laut der jüngsten Konjunkturprognose für den Sommer 2023 des ifo-Instituts in München wird sich die deutsche Wirtschaftsleistung aufgrund der hohen Inflationsraten im vergangenen Winterhalbjahr negativ entwickeln. Es wird damit gerechnet, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 0,4 Prozent schrumpfen wird. In der Prognose vom Frühjahr war das Institut noch von einem Rückgang von nur 0,1 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr 2024 erwarten die Forscher wieder ein Plus von 1,5 Prozent.
Den Angaben zufolge belastet der anhaltende Preisauftrieb weiterhin die privaten Haushalte. Dies senkt in der Folge die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen. Laut ifo-Konjunkturchef Prof. Dr. Timo Wollmershäuser sinke der private Konsum wegen der hohen Inflation in diesem Jahr um 1,7 Prozent. Erst 2024 werde er wieder um 2,2 Prozent zunehmen. Die Bauinvestitionen würden sogar noch schneller schrumpfen. Nach minus 1,8 Prozent im vergangenen Jahr würden es minus 2,2 Prozent in diesem Jahr und minus 3,2 Prozent in 2024. Sowohl Baupreise und Kreditzinsen würden hoch bleiben, was die Nachfrage nach Bauleistungen weiter verringere. Timo Wollmershäuser resümiert:
„Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus.“
Preisdruck entspannt sich leicht
Auf der anderen Seite wird erwartet, dass sich die Inflationsraten in den kommenden Monaten rückläufig entwickeln und sich der Preisdruck leicht entspannt. Während die Gesamtinflationsrate im Jahr 2022 noch bei 6,9 Prozent lag, soll diese im laufenden Jahr leicht auf 5,8 Prozent sinken. Ab dem kommenden Jahr 2024 dann könnte sich der Preisanstieg normalisieren und die Inflationsrate auf 2,1 Prozent zurückfallen.
Handelsüberschuss steigt abermals deutlich
Unterdessen werden den ifo-Prognosen zufolge die Neuverschuldung des Staates von 106 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf 69 Milliarden in diesem Jahr und schließlich auf 27 Milliarden im Jahr 2024 sinken. Dagegen deutlich steigen werde der deutsche Handelsüberschuss von 145 Milliarden Euro im vergangenen Jahr auf 232 Milliarden Euro in diesem Jahr und schließlich auf 269 Milliarden im kommenden Jahr. Dies entspräche 6,3 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Deutschlands, wie es hieß, und übersteige somit den von der EU empfohlenen Schwellenwert von 6 Prozent.
Außenhandelsbilanz mit den USA verzwanzigfacht
Seit Jahren schon exportiert Deutschland deutlich mehr Waren als es importiert. Während Deutschland selbst wirtschaftlich von dieser Situation profitiert, werden diese Handelsüberschüsse international häufig kritisiert – nicht zuletzt von den USA, einer der wichtigsten Handelspartner von Deutschland. Im Jahr 2022 etwa lag der Saldo der deutschen Außenhandelsbilanz mit den USA laut Statista bei rund 63,7 Milliarden Euro. Damit hat sich der deutsche Handelsüberschuss gegenüber den USA in den vergangenen 30 Jahren verzwanzigfacht.