Der Nickel-Hebel: Indonesiens Schlüsselrolle in der BRICS-Allianz

Indonesien als Stimme Südostasiens in einer multipolaren Welt
Mit mehr als 275 Millionen Einwohnern und einer der zwanzig größten Volkswirtschaften weltweit ist Indonesien ein Schwergewicht in Südostasien. Seine Schlüsselindustrien umfassen:
-Palmölproduktion: Indonesien ist weltweit führend in diesem Bereich
-Nickelindustrie: Das Land verfügt über bedeutende Nickelvorkommen, die für die Batterieproduktion essenziell sind
-Digitale Wirtschaft: In den letzten Jahren verzeichnete Indonesien ein starkes Wachstum in diesem Sektor
-Investitionsstandort: Die Regierung setzt verstärkt auf ausländische Direktinvestitionen und nachhaltige Entwicklung
Mit seinem Beitritt zu BRICS könnte Indonesien eine neue Rolle als Vermittler zwischen den beiden bedeutenden Wirtschaftsblöcken BRICS und ASEAN einnehmen. Die ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) ist ein regionaler Zusammenschluss von zehn südostasiatischen Ländern, der wirtschaftliche, politische und soziale Kooperation fördert. Mikhail Khachaturyan, ein Experte für BRICS- und ASEAN-Ökonomie, hebt hervor, dass die Kooperation weitreichende wirtschaftliche und soziale Vorteile für Indonesien haben wird. Durch seine Mitgliedschaft könnte Indonesien BRICS und ASEAN enger zusammenführen und gemeinsame wirtschaftliche Initiativen vorantreiben.
Indonesiens Dominanz im Nickelmarkt
Indonesien hat sich innerhalb weniger Jahre zur unangefochtenen Supermacht im Nickelmarkt entwickelt. Während das Land 2023 noch 44.7 % der weltweiten Produktion stellte, stieg dieser Anteil bis 2024 auf 63 %. Experten erwarten, dass Indonesien innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu des globalen Nickelangebots liefern könnte.

Laut Jim Lennon, Managing Director für Rohstoffe bei Macquarie Group, ist Indonesien praktisch der einzige Standort, an dem sich neue Nickel-Minenprojekte in großem Maßstab realisieren lassen. Während Produzenten in anderen Ländern mit Finanzierungsschwierigkeiten und regulatorischen Hürden kämpfen, erhält Indonesien massive Kapitalzuflüsse aus China zur Förderung neuer Projekte. Das Land hat zwischen 2020 und 2024 etwa 1,5 Millionen Tonnen neues Nickel in den Markt gebracht und im letzten Jahr insgesamt 2,25 Millionen Tonnen produziert – ein Anstieg von 16 % im Vergleich zum Vorjahr. Diese rasante Expansion hat jedoch zu einem Überangebot und einem starken Preisverfall geführt.
BRICS als Hebel für Indonesiens wirtschaftliche Entwicklung
Für Jakarta stellt BRICS eine neue Chance dar, um sein Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Die indonesische Regierung hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Ein jährliches Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 7–8 %. Die Mitgliedschaft in BRICS könnte den Zugang zu neuen Märkten in Asien, Afrika und Lateinamerika erleichtern. Laut Wirtschaftsanalyst Mohammad Faisal ist der Beitritt ein entscheidender Faktor für Indonesiens Wachstumsstrategie: „Um das ehrgeizige Wachstumsziel zu erreichen, muss Indonesien verstärkt ausländische Investitionen anziehen. BRICS bietet hier enorme Möglichkeiten.“
Der indonesische Handelsminister Budi Santoso sieht insbesondere Vorteile im Rohstoffsektor: Exporte von Nickel und anderen Bodenschätzen nach China und Indien könnten durch die Mitgliedschaft erheblich steigen. Gleichzeitig prüft Jakarta die Möglichkeit, künftig auch Öl aus Russland zu importieren – bislang bezog das Land seinen Erdölbedarf überwiegend aus dem Nahen Osten.
Ein weiterer Vorteil ist die BRICS New Development Bank (NDB), die die Finanzierung von Infrastrukturprojekten ermöglicht. Besonders für folgende Großprojekte könnte dies eine entscheidende Unterstützung sein:
-Bau der neuen indonesischen Hauptstadt „Nusantara“
-Energiewende mit erneuerbaren Energien
-Ausbau von Freihandelszonen und Industrieparks
Neben wirtschaftlichen Aspekten könnte BRICS auch die internationale Bildungszusammenarbeit fördern. Experten gehen davon aus, dass die Zahl der Austauschprogramme für Studierende aus Indonesien in BRICS-Ländern steigen wird.
Indonesien: Ein strategischer Partner in BRICS und Hebel im Nickelmarkt
Der Beitritt Indonesiens zu BRICS ist mehr als nur ein geopolitisches Signal – es markiert einen bedeutenden Schritt in der Neuausrichtung der globalen Wirtschaftsordnung. Als größte Volkswirtschaft Südostasiens bringt das Land nicht nur neue Impulse in die Gruppe, sondern stärkt auch die Stimme des globalen Südens. Gleichzeitig könnte Indonesiens strategische Position im globalen Nickelmarkt eine Schlüsselrolle innerhalb der BRICS-Allianz spielen. Mit über 63 % der weltweiten Nickelproduktion (Stand 2024) ist Indonesien der unangefochtene Marktführer in diesem essenziellen Rohstoff, der unter anderem für die Batterieproduktion von Elektrofahrzeugen unverzichtbar ist. Die Regierung in Jakarta ist sich ihrer Macht bewusst und verfolgt eine klare Strategie, um diese Position zu nutzen.
Der indonesische Bergbauminister deutete an, dass die Regierung eine Begrenzung der Arbeits- und Budgetgenehmigungen (RKABs) für Nickelminen in Erwägung zieht. Diese Genehmigungen, die 2023 eingeführt wurden, sollte ursprünglich illegales Mining bekämpfen und Umweltstandards verbessern.
Für 2025 könnten die RKABs auf 150 Millionen Tonnen begrenzt werden – was einem Rückgang der indonesischen Nickelproduktion um 900.000 Tonnen und einer Verknappung von 35 % des weltweiten Angebots entspräche. Ein solch drastischer Schritt hätte enorme Auswirkungen auf die Nickelpreise, die laut Experten zwischen 16.000 und 18.000 US-Dollar pro Tonne liegen müssen, um die Einnahmen Indonesiens stabil zu halten. Zwar bleibt unklar, ob die Regierung diese Maßnahme tatsächlich ausnutzt, doch allein die Möglichkeit verdeutlicht die strategische Hebelwirkung Indonesiens auf den globalen Nickelmarkt.
BRICS könnten dabei als Plattform dienen, um diese wirtschaftliche Stärke international zu nutzen und gleichzeitig die Interessen der Mitgliedsstaaten zu koordinieren. Die Zukunft wird zeigen, wie und ob Indonesien seine strategische Position als weltweit führender Nickelproduzent und BRICS-Mitglied nutzen könnte, um sowohl national als auch international Einfluss zu gewinnen.