BRICS-Staaten nehmen es mit G7-Staaten auf
Im Jahr 1975 trafen sich erstmals sechs Staaten – Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Großbritannien und die USA – zu so genannten Kamingesprächen im französischen Schloss Rambouillet südwestlich von Paris. Ein Jahr später stieß Kanada zu der Gruppe und die G7-Staaten waren – ohne formellen Gründungsakt – geboren. Bei der Gruppe handelt es sich nach wie vor um die wichtigsten Industrienationen der Welt. Zwar stellen die G7 nur rund zehn Prozent der Weltbevölkerung, sie erwirtschaften jedoch etwa 45 Prozent des weltweiten Bruttonationaleinkommens. Kaufkraftbereinigt jedoch betrug dieser Anteil 2022 etwas über 30 Prozent.
G7-Staaten kaufkraftbereinigt bereits von BRICS überholt
So waren die G7-Staaten 50 Jahre lang die wirtschaftlich und politisch dominierende Gruppierung auf der Welt, und deren geopolitischer Einfluss entsprechend enorm. Allerdings haben die so genannten BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) in den vergangenen 30 Jahren rasant aufgeholt. Durch ihre gebündelte Wirtschaftskraft konnte sich der Staatenbund, der jüngst auch die Schaffung einer eigenen, durch Gold gedeckten Handelswährung ankündigte, einen großen Teil aus dem globalen Kuchen herausschneiden.
Zumindest kaufkraftbereinigt haben die BRICS-Staaten die G7-Staaten im vergangenen Jahr bereits überholt. Mit einem globalen Bevölkerungsanteil von rund 40 Prozent relativiert sich diese Entwicklung natürlich, dennoch muss dem rasanten wirtschaftlichen Tempo der BRICS-Staaten Aufmerksamkeit geschenkt werden (siehe Tabelle).
Während die heutigen BRICS-Staaten vor 30 Jahren (Anm.: damals gab es diesen Staatenbund formal noch nicht) noch einen Anteil am kaufkraftbereinigten globalen Bruttoinlandsprodukt von etwas mehr als 16 Prozent aufweisen konnten, hat sich dieser Wert bis heute nahezu verdoppelt. Bei den G7-Staaten ging die Reise unterdessen in die andere Richtung. Von mehr als 45 Prozent ist diese Kennzahl auf knapp über 30 Prozent gesunken.
China und Indien sind Haupttreiber der BRICS-Staaten
Dass sich die BRICS-Staaten derart schnell in die globale Wirtschaft verbeißen konnten, liegt derweil an den beiden Haupttreibern China und Indien. Seit sich Chinas Wirtschaft in den 1980er und 1990er Jahren rapide industrialisiert hatte und das Land 2001 in die Welthandelsorganisation eingetreten ist, erfuhren dessen Exporte einen gigantischen Schub, was dazu führte, dass China bereits im Jahr 2010 auch nominell zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt avancierte.
Die Wirtschaft von Indien dagegen ist zwar nicht so rasant wie die von China gewachsen. Dennoch liegt die Wirtschaftskraft der ehemaligen britischen Kronkolonie kaufkraftbereinigt mittlerweile an dritter internationaler Stelle. Indien zusammen mit China vereinen nunmehr fast ein Viertel der globalen, kaufkraftbereinigten Wirtschaftsleistung.
BRICS und G7 im Jahre 2028
Unterdessen wird sich diese Entwicklung nach Schätzungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) auch in Zukunft weiter konsolidieren. Demnach befinden sich vor allem China und Indien in jeweils nachhaltigen wirtschaftlichen Aufschwüngen, die durch wachsende Produktivität, steigende Löhne und zunehmendem Konsum geprägt sind. Es sind demnach genau die Merkmale, welche die G7-Staaten in den 40 Jahren nach Ende des 2. Weltkrieges für sich beanspruchen konnten.
So rechnet der IWF für das Jahr 2028 damit, dass zumindest die kaufkraftbereinigte Wirtschaftsleistung der BRICS-Staaten auf nahezu 34 Prozent der Weltwirtschaftsleistung steigen wird, während die der G7-Staaten auf knapp 28 Prozent sinkt (siehe Tabelle unten).
Nominelle Wirtschaftsleistung der G7-Staaten bleibt größer
Während die kaufpreisbereinigte Wirtschaftsleistung der BRICS-Staaten in den letzten 30 Jahren einen Spurt hingelegt hat und ihnen auch in Zukunft nicht die Puste auszugehen scheint, bleiben die nominellen Zahlen derzeit noch aufseiten der G7-Staaten. Diese können für das laufende Jahr 2023 einen Anteil von 46 Billionen Dollar an der globalen nominellen Wirtschaftsleistung für sich beanspruchen. Bei den BRICS-Staaten hingegen wird sich der nominelle Wert im gleichen Zeitraum auf 27,7 Billionen Dollar belaufen.