Was die Veränderungen bei Ethereum wirklich bedeuten
In den vergangenen Monaten hat HIVE Blockchain Technologies seine Ethereumproduktion kontinuierlich gesteigert. Damit ist das Unternehmen auch von der Umstellung von Proof-of-Work (POW) auf Proof-of-Stake (POS) sehr stark betroffen. Frank Holmes, der Executive Chairman von HIVE Blockchain Technologies, hat jüngst in einem Beitrag für US-Global-Investors die wichtigsten Auswirkungen dieser Veränderung umrissen.
Sein Beitrag zeigt, die Veränderungen sind nicht nur rein technischer Natur und sie haben einen weitreichenden Einfluss, denn Ethereum ist derzeit nach dem Bitcoin der zweitgrößte digitale Vermögenswert der Welt. Technisch besteht die zentrale Veränderung, die in der vergangenen Woche vorgenommen wurde, darin, dass Ethereum nun nicht mehr mit einem Grafikprozessor (GPU) erzeugt werden kann.
Ethereum-Miner wie HIVE Blockchain Technologies werden abhängig von „Validatoren“
Solange die Ethereum-Coins über den Proof-of-Work, also über die Rechenleistung des Computers erzeugt und bestätigt wurden, war die Sicherheit und Echtheit der Coins durch diesen Vorgang gewahrt. Nun können die Teilnehmer ihre Ethereum-Coins in das Netzwerk „einbringen“. Das Ethereum-Netzwerk wählt anschließend aus all diesen Teilnehmern die sogenannten „Validatoren“ aus. Sie bewerten und bestätigen die eingereichten Coins. Werden die eingereichten Ethereum-Coins für korrekt und rechtmäßig befunden, werden die Teilnehmer anschließend mit neuen Ethereum-Blöcken belohnt.
Wie so oft liegt der Teufel jedoch wieder einmal in den Details, denn nicht jeder kann zu einem der „Validatoren“ aufsteigen. Um diese Position erreichen zu können, muss ein Teilnehmern mindestens 32 Ethereum einsetzen. Das entspricht bei den heutigen Preisen einem Gegenwert von 43.000 US-Dollar. Doch damit nicht genug. Die 32 Ethereum-Coins müssen nicht nur einmalig, sondern über Jahre hinweg eingesetzt werden.
Damit zeichnet sich ab, dass es einem Gamer mit einem leistungsstarken Grafikprozessor nun nicht mehr möglich sein wird, an diesem Prozess der Validierung teilzunehmen. Das Ethereum-Netzwerk wird sich deshalb schon bald von einem dezentralen Vermögenswert in einen zentralistischen, oligarchischen Vermögenswert wandeln. Kontrollieren werden über kurz oder lang das Ethereum-Netzwerk somit jene, die schon jetzt Ethereum im Wert von Zehn- oder Hunderttausenden Dollar besitzen.
Schon unmittelbar nach der technischen Umstellung zeichnete sich diese Tendenz ab, denn wie CoinDesk in der letzten Woche berichtete, waren lediglich zwei große Validierer für über 40 Prozent der neuen Ethereum-Blöcke verantwortlich, die in den ersten Stunden nach der Umstellung dem Netzwerk hinzugefügt wurden: die Krypto-Börsenplattform Coinbase und der Krypto-Staking-Service Lido Finance.
Ethereum gerät in den Fokus der Regulatoren
Nicht nur diese starke Machtposition einzelner Teilnehmer könnte dauerhaft zu einem Problem werden, sondern auch die Frage, wie Ethereum in Zukunft von den weltweiten Regulierungsbehörden behandelt werden wird. Bislang galt für Ethereum das, was auch immer noch für den Bitcoin gilt: Es war eine Ware und kein Wertpapier. Dies gilt für alle Proof-of-Work-Vermögenswerte.
Als neuer Proof-of-Stake-Vermögenswert wird Ethereum allerdings in die Kategorie der Wertpapiere fallen und damit in den USA der Kontrolle durch die Securities and Exchange Commission (SEC) unterliegen. Zu erwarten ist deshalb, dass die Kontrolle der SEC über Ethereum schon in kurzer Zeit ebenso groß sein wird wie bei Aktien, Anleihen, ETFs und anderen stark regulierten Vermögenswerten. Von dieser Entwicklung dürften neben Ethereum auch andere beliebte Kryptocoins wie Cardano, Polkadot und Avalanche betroffen sein.
Damit wird deutlich, dass hinter dem bei Ethereum im September vollzogenen Wechsel vom Proof-of-Work zum Proof-of-Stake weitaus mehr steckt als nur eine „kleine“ technische Veränderung. Die Konsequenzen sind sehr weitreichend und sie könnten auch die gesamte Kryptoszene betreffen, denn der Druck auf das Bitcoin-Netzwerk, dem Ethereum-Beispiel zu folgen, hat in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen.