Militärputsch im Niger: Uranversorgung gefährdet?!

Nach dem Putsch kam es zu Protesten in der nigrischen Hauptstadt Niamey
Kein Land ist für die Uranversorgung der europäischen Kernkraftwerke wichtiger als der Niger. Doch das Land, das rund dreimal so groß wie Deutschland und eines der ärmsten Länder der Welt ist, wurde letzte Woche Zeuge eines Militärputsches. Am Mittwoch vergangener Woche hatte der nigrische General Omar Tchiani den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt.
Tchiani ernannte sich daraufhin selbst zum neuen Machthaber. Die Putschisten setzten die Verfassung des Niger außer Kraft und lösten umgehend alle wichtigen Institutionen auf. Noch ist die Lage unübersichtlich. Doch der Putsch wirft ein Schlaglicht auf die europäische Uran-Abhängigkeit aus dem Niger für die hiesige Kernkraftgewinnung. Schon werden Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Stromversorgung in Europa laut.
Auswirkungen auf die Energieversorgung in Europa
Die ehemalige französische Kolonie Niger liefert einen Großteil des Urans für europäische Kernkraftwerke. Bei einer möglichen Schließung der Grenzen des Niger infolge des Putsches und einem Stopp der Uranexporte durch die neue Militärregierung könnten Unsicherheiten hinsichtlich der Stabilität der Uranversorgung entstehen, was erhebliche Auswirkungen auf die Energieversorgung in Europa haben könnte.
Atomstrom aus Frankreich
Im Brennpunkt steht dabei die Somaïr Uranmine nahe der Stadt Arlit im Norden des Landes. Laut der WELT handelt es sich um die einzige große Uranmine im Niger. Demnach kommen aus dieser Mine rund zehn Prozent des nuklearen Brennstoffs für Frankreichs Kernkraftwerke. Und fast ein Viertel des gesamten Urans in europäischen Kernkraftwerken wird dieser Mine entnommen. Auch Deutschland ist betroffen. Zwar hat man hierzulande beschlossen, die eigenen Kernkraftwerke stillzulegen, man bezieht aber weiterhin Atomstrom aus Frankreich.

Uranmine weiter in Betrieb
Die Somaïr Uranmine im Niger wird durch das französische Staatsunternehmen Orano betrieben. Als einer der führenden Uranlieferanten weltweit hat Orano erst im Mai dieses Jahres mit der nigrischen Regierung eine neue Partnerschaft vereinbart und den Betrieb der Uranmine bis 2040 als gesichert eingestuft. Es gebe keinen Grund zur Sorge, teilte das Unternehmen mit. Man habe die Sicherheitsvorkehrung erhöht, der Betrieb der Mine gehe weiter.
Globale Nachfrage nach Uran übersteigt Angebot
Zu den Bedenken hinsichtlich der Unterversorgung mit Uran und der Sicherheit der Stromversorgung in Europa kommt hinzu, dass die weltweite Nachfrage nach Uran bereits das verfügbare globale Angebot bei weitem übersteigt. Aktuelle Schätzungen gehen von einer globalen Nachfrage von rund 190 Millionen Pfund Uran gegenüber einem Angebot von nur 140 Millionen Pfund aus. Jede weitere Störung der Produktion oder des Exports aus dem Niger könnte die bereits bestehende globale Angebotsknappheit nochmals verschärfen.
Spekulationen über externe Einflussnahme auf den Putsch
Medienberichten zufolge kam es nach dem Putsch zu großen Demonstrationen mit Tausenden Teilnehmern vor der französischen Botschaft in der nigrischen Hauptstadt Niamey. Die Demonstranten sollen "Nieder mit Frankreich" und "Es lebe Putin" gerufen haben, was Spekulationen über eine mögliche Einflussnahme auf den Putsch durch externe Akteure aufkommen ließ.
Entweder sei ein großes westliches Land, das für seine globale Einflussnahme bekannt ist, involviert oder aber eine osteuropäische Macht mit wachsender Präsenz in Afrika, möglicherweise im Einklang mit den BRICS-Staaten und ihren Partnern.
Mögliche Auswirkungen auf Investitionen und Uranexplorationen
Wie immer dem auch sei, das potenzielle Risiko von Störungen der Uranversorgung infolge des Putsches im Niger richtet das Augenmerk auf die Bedeutung der Diversifizierung der Uranquellen. Während einige Explorationsunternehmen wie beispielsweise Haranga Resources mit einem vielversprechenden Projekt im Senegal sich darauf vorbereiten, in Zukunft zur Uranversorgung beizutragen, unterstreicht die aktuelle Situation die Notwendigkeit, bei der Exploration und Erschließung neuer Minen nicht nachzulassen.